Getränke vergiftet! Polizei München warnt vor Bedrohungslage

München - Einmal schnell in den Supermarkt, ins Regal greifen, sich einen Softdrink oder eine Fruchtschorle gegen den Durst gönnen. Wenig später wird einem schlecht und man krümmt sich vor Schmerzen. Der pure Horror – denn es könnte jedem, jederzeit und überall selbst passieren.
Getränke in Münchner Supermärkten vergiftet
Die Polizei warnt deshalb, beim Kauf von Getränken aufzupassen und vorsichtig zu sein. Der oder die Täter haben bisher vier Flaschen mit Erfrischungsgetränken mit einem Lösungsmittel versetzt und sie dann in zwei Supermärkten im Westen der Stadt in Regale gestellt. Mysteriös: Bisher hat sich niemand zu den Taten bekannt. In ähnlichen Fällen haben Erpresser bisher immer Geld gefordert.
"Der Täter könnte jederzeit wieder zuschlagen, die Gefahr ist groß", warnen Profiler in der 20-köpfigen Soko "Tox". Aus ermittlungstaktischen Erwägungen und, um Nachahmungstätern keine Tipps zu geben, macht die Polizei momentan keine Angaben zu der Art der Getränke, den betroffenen Supermärkten oder der giftigen Substanz. Die Soko führe in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Tests durch, um Details zu dem Giftstoff zu erhalten, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. "Es handelt sich um ein Lösungsmittel", sagt Polizeisprecher Werner Kraus. Ein technischer Defekt bei der Abfüllung der Flaschen wird ausgeschlossen.
Lösungsmittel bekommt man in jedem Malergeschäft oder Baumarkt. Nach der Laboranalyse steht fest: Es handelte sich bisher immer um dieselbe Substanz, die verwendet wurde, um die Getränke zu vergiften. Im März und im April kauften zwei 34 und 42 Jahre alte Frauen und ein 48-jähriger Mann, alles Münchner, in zwei verschiedenen Supermärkten ahnungslos Softdrinks in Flaschen. Wenig später wurde ihnen schlecht, sie klagten über Schwindel, Übelkeit und Kreislaufbeschwerden.
Vergiftete Flaschen: Hintergrund völlig unklar
Dass man sie vorsätzlich vergiftet haben könnte, darauf wären sie zunächst nicht im Traum gekommen. Dem 48-Jährigen ging es mehrere Stunden sehr schlecht. Er und die beiden Frauen gingen zum Arzt. Sie wurden untersucht und im Krankenhaus behandelt. Inzwischen sind sie wieder gesund.
Die vierte Flasche wurde im April zum Glück rechtzeitig in einem der Supermärkte entdeckt und sichergestellt, bevor jemand ernsthaft zu Schaden kam. "Hätte jemand die Flasche leer getrunken, hätte das für den Betreffenden tödlich enden können", betont Werner Kraus. Die Polizei appelliert an die Bevölkerung, beim Kauf von Getränken vorsichtig zu sein und auf Beschädigungen des Sicherungsrings am Flaschenhals zu achten. Wichtig ist auch, nicht sofort zu trinken. "Riechen Sie erst an der Flasche und stellen sie fest, ob Ihnen etwas ungewöhnlich vorkommt", rät Werner Kraus. Die vier präparierten Softdrinks schmeckten und rochen auffallend künstlich und bitter. Zudem waren "milchige Schlieren" zu erkennen.
Bisher sind keine weiteren vergifteten Flaschen aufgetaucht. Was nicht bedeutet, dass keine im Umlauf sein könnte. Denkbar wäre, dass Leuten nach einem Softdrink übel wurde, sie das aber nicht mit einem Giftanschlag in Verbindung brachten.
Hinweise an die Polizei an die Telefonnummer 29 100. Verdächtige Flaschen sollte man nicht leeren und wegwerfen, bitten die Ermittler, sondern sie zur Polizei bringen.
Vergiftete Lebensmittel: Von Babybrei bis Nutella
Supermarktketten kennen solche Drohungen. Auch Lebensmittelhersteller wurden bereits erpresst. Hier einige der spektakulärsten Fälle der letzten Jahre: Friedrichshafen: Ein Mann platziert 2017 mehrere Gläser Babynahrung mit Gift versetzt und in Geschäften in Friedrichshafen am Bodensee. Er forderte 11,7 Millionen Euro. 2018 wirde er wegen versuchten Mordes zu zwölfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Dortmund: Die Polizei nimmt 2017 drei Männer fest, die Nutella-Gläser mit Pflanzenschutzmittel versetzt haben sollen. Bonn: Der Haribo-Erpresser droht 2017, Gummibärchen mit Zyanid zu versetzten. Der Rentner wird gefasst und zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt.
Kiel: Ein Mann legt 2017 auf Schulhöfen mit Insektiziden vergiftete Marzipanherzen aus. Er wird zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Köln: Ein Mann erpresst Rewe und droht Lebensmittel zu vergiften. Er will 15 Millionen. Das Urteil: zwei Jahre und sechs Monate. Duisburg: Ein Mann erpresst Aldi um 15 Millionen Euro und droht mit vergifteten Lebensmitteln. Urteil: zwei Jahre neun Monate. Aachen: Ein Mann erpresst 2010 die Firma Zentis. Er droht, Marmeladen zu vergiften und fordert eine halbe Million. Urteil: fünf Jahre, zehn Monate.
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