Gesundheitsreport: So gesund ist München

In der Statistik sind Münchner Spitze. Sie melden sich nur zehn Tage pro Jahr krank – aber mit dem Alter steigen die Fehltage.
von  Irene Kleber
Die Fehltage pro Jahr nach Geschlecht und Alter: Je älter Beschäftigte sind, umso häufiger sind sie krank.
Die Fehltage pro Jahr nach Geschlecht und Alter: Je älter Beschäftigte sind, umso häufiger sind sie krank. © Barmer

Die Kollegin schnieft, der Nachbar hustet, bei den Kindern liegt ein Drittel der Klassenkameraden mit Fieber oder Halsweh im Bett. Klar, das Herbstwetter mit Nebel, Feuchtigkeit und zapfigen Temperaturen schleudert jede Menge Viren nach München. Nur: Wo andere kapitulieren und sich ins Bett legen, macht der Durchschnitts-Münchner noch lange nicht schlapp – sondern geht trotzdem brav zur Arbeit. Das jedenfalls legen die neuesten Zahlen im Gesundheitsreport Bayern nahe, die die Barmer Ersatzkasse (eine Million Versicherte in Bayern) gestern veröffentlicht hat.

 

Wer wo wie oft krank ist

 

14,1 Arbeitstage im Jahr (bei einer Fünf-Tage-Woche also fast drei Arbeitswochen) hat sich laut Barmer jeder deutsche Arbeitnehmer 2014 im Schnitt krankschreiben lassen. Damit waren – statistisch gesehen – von 1000 Arbeitnehmern 41 durchweg arbeitsunfähig.

In Bayern liegt der Schnitt mit nur 13,5 Tagen ein ganzes Stück darunter (es ist der zweitniedrigste Stand nach den Baden-Württembergern).

Bayerische Frauen (13,1 Kranktage) sind dabei tendenziell schneller wieder fit. Zumindest treten sie fast einen Tag schneller wieder im Job an als ihre männlichen Kollegen (13,9 Fehltage). Am robustesten in der Republik sind aber die Stadt- und Landkreis-Münchner: Sie fehlten um 26,8 und 30,1 Prozent weniger als die Menschen in Restdeutschland – also nur rund zehn Tage im Jahr. Nur die Starnberger (rund 9,3 Tage) hüten noch ein bissl kürzer das Bett.

 

Rücken, Grippe und Co.

 

Es sind vor allem vier Krankheitstypen, um die sich alles dreht: Jeder vierte Kranke (24,2 Prozent) klagt über Rückenschmerzen, jeder sechste (17,5) kämpft mit psychischen Problemen. 13,2 Prozent bleiben wegen verschiedener Verletzungen daheim, und in mehr als jedem zehnten Fall (11,9) geht’s um Erkältungen, Grippe und anderen Ärger mit den Atemwegen.

 

Ältere fehlen länger

 

Was der Report auch ans Licht bringt: Je älter Beschäftigte sind, desto mehr Kranktage verbuchen sie. Sie bleiben zwar nicht häufiger daheim als jüngere – aber dafür wesentlich länger. So kommen im Bayern-Schnitt ältere Beschäftigte von 60 bis 64 Jahren auf 26,1 Fehltage im Jahr (das sind mehr als fünf Arbeitswochen). Junge Arbeitnehmer von 20 bis 24 Jahren dagegen auf nur 7,5 Tage.

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Prognose: Mehr Fehlzeiten

 

Und hier rollt ein größeres Problem auch auf die Münchner Firmen zu: Schon jetzt ist etwa jeder dritte Lehrer und Polizist und jeder vierte Verwaltungsangestellte über 55 Jahre alt. 2030, so eine mögliche Prognose, könnte jeder fünfte Beschäftigte über 60 sein. Damit wird auch die Zahl der Augen-, Herz- und Diabeteserkrankungen unter Beschäftigten steigen.

„Ältere brauchen andere Arbeitsbedingungen, damit sie gut arbeiten können“, sagt der Arbeitsmediziner Jürgen Tempel, „mehr Licht etwa, mehr kurze Pausen, weniger Terminstress.“ Langfristig werden Chefs also mehr auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter achten – und sie zur Not einfach mal heimschicken müssen. Ins Bett.

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