Gesundheitsreport 2015: So krank ist München
Die Münchner sind deutlich seltener krankgeschrieben als der Bundesdurchschnitt, sagt der Gesundheitsreport der DAK-Gesundheit. Dafür nehmen psychische Krankheiten und Gehirndoping erschreckend zu. Die Ergebnisse im Detail.
München – G'sund samma! Das ist die gute Nachricht. Laut dem neuen Gesundheitsreport der DAK-Gesaundheit ist der Krankenstand in der Landeshauptstadt 2014 im Vergleich zum Vorjahr konstant niedrig geblieben. Mit 2,8 Prozent sind die Münchner deutlich seltener krankgeschrieben als der bayernweite (3,4 Prozent) und der bundesweite (3,9 Prozent) Durchschnitt. Nur den Starnbergern geht's noch ein bisserl besser. Hier bleiben am Tag pro 1000 Arbeitnehmer nur 26 zu Hause.
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Die schlechte Nachricht: Seelische Leiden wie Depressionen und Angstzustände nehmen in München deutlich (über zehn Prozent) zu und sind erstmals Hauptursache für Fehltage. In den umliegenden Landkreisen ist das noch nicht der Fall, wenngleich auch hier die Zahl dramatisch ansteigt - in Dachau und Fürstenfeldbruck beispielsweise um mehr als 25 Prozent!
Platz zwei der Rangliste für Krankschreibungsgründe: Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen (Rückgang um sieben Prozent). Um zehn Prozent gesunken sind auch die Krankschreibungen wegen Atemwegsbeschwerden wie Erkältungen und Bronchitis - ergibt Platz drei.
Woher kommt die psychische Belastung?
Günter Köll von der DAK-Gesundheit sieht den Grund für den Anstieg seelischer Erkrankungen den steigenden Arbeitsdruck, die ständige Erreichbarkeit und die Zunahme von efristeten Arbeitsverhältnissen.
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Iris Dawid, Münchner Heilpraktikerin für Psychotherapie, erklärt den Anstieg auch damit, dass gerade München viele Arbeitskräfte anderer Regionen anzieht: „Die meisten kommen zunächst allein. Gerade anfangs müssen sie sich im Job beweisen und stehen unter besonderem Druck. Nach Feierabend fehlt häufig der nötige Ausgleich, da sich ihr soziales Umfeld in dieser Zeit oftmals auf wenige Leute beschränkt.“
Gehirndoping auf dem Vormarsch
Eine weitere erschreckende Entwicklung: Immer mehr Menschen, auch in München, nehmen verschreibungspflichtige Medikamente, um mit dem Stress im Job fertig zu werden. In Bayern nehmen 117.000 Beschäftigte mindestens zweimal im Monat Substanzen, in der Hoffnung, die Leistungsfähigkeit zu steigern und den Stress abzubauen. In München sind es 15.000.
Bevorzugte Medikamente sind dabei Betablocker und Antidepressiva, aber auch Wachmacher und ADHS-Pillen – Medikamente also, die eigentlich zur Behandlung von Krankheiten verschrieben werden.
„Die Nebenwirkungen und Suchtgefahren sind nicht zu unterschätzen“, warnt Günter Köll. Auch Psychologin Iris Dawid schlägt Alarm. „Es ist schlichtweg nicht möglich, das Gehirn dauerhaft zu pushen“. Der anschließende Absturz: vorprogrammiert.
Die DAK-Gesundheit bietet Seminare, Kursprogramme und Online-Coachings an, um Stressüberlastung und Medikamentenmissbrauch vorzubeugen.
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