Gesundheitsreferent beantwortet Fragen zur Schweinegrippe

Mehr als 1000 Münchner sind bereits an der Schweinegrippe erkrankt - was unternimmt die Stadt, um die Verbreitung einzudämmen? Gesundheitsreferent Joachim Lorenz nimmt im AZ-interview Stellung.
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Mehr als 1000 Münchner sind bereits an der Schweinegrippe erkrankt - was unternimmt die Stadt, um die Verbreitung einzudämmen? Gesundheitsreferent Joachim Lorenz nimmt im AZ-interview Stellung.

Über 1000 Münchner sind erkrankt – gibt es schon Hochrechnungen, wie viele am Ende des Jahres infiziert sein werden?

Derzeit verdoppelt sich die Zahl der Infektionen jede Woche – was in vier Wochen ist, können wir aber nicht sagen. Es könnte besser sein. Oder schlimmer.

Wer koordiniert die Eindämmung der Schweinegrippe in München?

Von einer Eindämmung kann man nicht mehr sprechen – es ist nicht möglich, das Virus aufzuhalten. Wir versuchen zur Zeit vor allem, gefährdete Personen wie Alte und Kranke aufzuklären. Eines müssen wir klipp und klar sagen: Der Virus ist jetzt in der Stadt und wird sich leider verbreiten.

Was tun Sie stattdessen?

Die Abteilung Gesundheitsschutz im Referat für Gesundheit beobachtet die Situation. Wir haben viele Ärzte aus dem Referat in diese Abteilung geholt, alle anderen Aufgaben laufen reduziert. Neben uns gibt es den Stab für außergewöhnliche Ereignisse im Kreisverwaltungsreferat (KVR) – der zentralen Koordinationsstelle für eine Pandemie – dort stehen alle Referenten mit dem KVR-Leiter ständig in Kontakt.

Was entscheiden Sie da?

Wir haben dort zum Beispiel entschieden, wie die Impfung in München organisiert wird – und gesagt: Das macht nicht die Stadt, das machen die niedergelassenen Ärzte.

Werden von diesem Stab auch Schulen geschlossen?

Nein, das entscheidet das Referat für Gesundheit – aber nur in Einzelfällen.

Wann muss eine Schule geschlossen werden?

Es gibt keine Regel, weil es nichts mehr bringt, Schulen zu schließen. Wenn wir alle nach Hause schicken, gehen die Kranken ins Bett und die Gesunden laufen auf der Straße herum. Dort können sie sich auch infizieren.

Was muss ich tun, wenn es mich erwischt?

Gehen Sie auf jeden Fall zum Arzt! Und dann: Bleiben Sie zuhause und meiden Sie den Kontakt zu anderen. Wenn Sie einen Tag lang fieberfrei waren, können Sie wieder raus. Ansonsten gilt: Hygiene! Waschen Sie sich die Hände, reduzieren Sie das Händeschütteln, verteilen Sie keine Küsschen bei der Begrüßung – auch wenn das eine schöne Sache ist.

Eine andere Möglichkeit ist der neue Impfstoff: Viele Menschen lehnen den aber ab – sogar Ärzte.

Wir gehen davon aus, dass sich nur 10 bis 20 Prozent der Münchner impfen lassen. Das ist nicht viel, uns ist aber wichtig, dass vor allem Risikopersonen mit schwachem Immunsystem sich dadurch schützen.

Kostet die Impfung etwas?

Die Kassen übernehmen die Kosten. Die Impfung bekommen Sie bei jedem Hausarzt.

Gibt es ein Info-Telefon, falls die Bürger Fragen haben?

Wir haben uns das überlegt, haben es aber wegen des derzeit schwachen Verlaufs der Schweinegrippe nicht eingerichtet. Wir könnten dies neben unseren eigentlichen Aufgaben auch nicht bewältigen. Ärzte können aber alle Fragen beantworten.

Eine Frage wäre: Was, wenn das Virus gefährlicher wird?

Dann müssen wir uns mit dem Gesundheitsministerium und dem Robert-Koch-Institut kurzschließen – und abgestimmte Maßnahmen ergreifen.

Die wären?

Wir haben ja schon einen allgemeinen Pandemie-Plan. Es geht vor allem darun, die medizinische Versorgung sicherzustellen. Aber glauben Sie mir: Wir – also Krankenhäuser, Ärzte, die Stadt und Großbetriebe wie Siemens und BMW – wären schon jetzt auf viel höhere Erkrankungszahlen mit viel schwereren Krankheitsverläufen vorbereitet.

Interview: Thomas Gautier

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