Gesuchter U-Bahnschläger gefasst
MÜNCHEN - Er schlug Anfang Oktober iim U-Bahnhof Giselastraße einen 21-Jähriger Griechen mit einer Sektflasche nieder und flüchtete. Von ihm gab es nur ein unscharfes Bild einer Überwachungskamera. Jetzt wurde der Marokkaner Yousser E. festgenommen - dank DNA-Abgleich.
Der Grieche Orkan A. hatte am 4. Oktober mit seiner Clique im Club "Laila" auf der Leopoldstraße den Geburtstag einer Freundin gefeiert. Gegen 6 Uhr morgens machte sich die Gruppe schließlich reichlich angetrunken auf den Heimweg.
Ein banaler Streit mit schlimmen Folgen
In der U-Bahnstation Giselastrasse geriet Okan A. mit einem Fremden in Streit. Der mögliche Grund: Yousser E. habe ein Mädchen der Gruppe „zu intensiv“ angesehen haben, sagte der Vizechef des Mordkommissariats, Richard Thiess. Daraufhin habe das spätere Opfer ihn angegangen. „Beide Kontrahenten sind der Auseinandersetzung nicht aus dem Weg gegangen, sie haben sie gesucht.“
Dabei spielte der Alkohol eine große Rolle: „Alle waren ziemlich hackedicht“, sagte Thiess. Laut seinem Kollegen, Kriminalhauptkommissar Robert Bastian, eskalierte der Streit drastisch: "Der Täter schnappte sich eine herumliegende Sektflasche und schlug dem 21-Jährigen damit auf den Kopf." Der Grieche ging blutend zu Boden. Er kam mit einem Schädelbruch und Einblutungen ins Gehirn ins Krankenhaus.
Nach der Tat flog Yousser A. in den Urlaub
Jetzt, knapp sechs Wochen später, ging der Täter der Polizei ins Netz. Nach AZ-Informationen soll es sich dabei um einen in München lebenden Marokkaner handeln. Der 32-Jährige war nach der Tat gleich in den Urlaub geflogen. Dort entspannte sich der Schläger in seiner Heimat. Von der Fahndung hatte er wohl nichts mitbekommen. Als er Dienstagmittag zurückkam, erwartete die Polizei ihn schon am Flughafen.
Die DNA des Täters war gespeichert - wegen sexueller Belästigung
Die Polizei kam Yousser E. per DNA-Abgleich auf die Spur: An seinem Opfer fanden die Ermittler DNA-Spuren. Als sie diese in die zentrale Gendatei der Polizei eingaben, gab es einen klaren Treffer - der Marokkaner war dort bereits wegen eines Sexualdelikts gespeichert. Er hatte einer Frau zwischen die Beine gegriffen und massiv belästigt.
Der ehemalige Asylbewerber, der seit einigen Jahren mit einer Deutschen verheiratet ist, hat die Tat laut Polizei weitgehend gestanden. Staatsanwalt Andreas Franck: "Die Kraftanwendung muss sehr groß gewesen sein, daher wird der Haftbefehl ihm wegen versuchten Totschlags eröffnet. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft."
Die Gewalt in der U-Bahn geht zurück
Die Münchner Polizei wies Spekulationen über eine Häufung von Gewalttätigkeiten in der U-Bahn zurück. Die Zahlen für U- und S-Bahn seien im ersten Halbjahr 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Viertel zurückgegangen, sagte Sprecher Peter Reichl. „Die U-Bahn ist eines der sichersten Verkehrsmittel – daran ändern auch diese Einzelfälle nichts.“
R. Hub, N. Job, T. Gautier