Gestrickte Bahn-Kritik: Verspätungsschal wird versteigert

München - Eine Pendlerin aus dem Münchner Umland hat ein Jahr lang an einem sehr speziellen Wollschal gestrickt: Jeden Tag fährt Claudia Weber (55) mit DB Regio von Landshut nach München in die Arbeit, dabei kam ihr die Idee die ärgerlichen Zugverspätungen in ein Strickstück zu verarbeiten. Pro Tag strickte sie zwei Reihen, eine für den Hinweg, eine für den Rückweg.
Was den Schal so besonders macht: Die Farben zeigen die Verspätungen der Züge an: Grau für 5 Minuten, rosa für über 5 bis 30 Minuten und rot bei Verspätungen von mehr als 30 Minuten (oder bei Verspätungen auf der Hin- und Rückfahrt). Herausgekommen ist ein 150 Zentimeter langer Schal, dessen Farben eindrücklich den täglichen Pendler-Ärger zwischen Anfang Januar 2018 und 2019 dokumentieren.
Idee wird zum Internet-Hit
Die Idee dazu kam Claudia Weber Ende 2017, das Strickstück fing sie eigentlich nur für sich an: "Es fühlte sich so an, als würde ich dauernd zu spät in die Arbeit kommen. Ich wollte wissen, ob das die gefühlte Wahrheit ist oder Realität", sagt sie auf AZ-Nachfrage
Am 6. Januar veröffentlichte ihre Tochter Sara ein Foto des Schals bei Twitter - so wurde das wollige Zeugnis des Ärgers über Nacht zu einem viralen Hit: Mehr als 25.000 Menschen haben auf den Tweet reagiert und ihn im Netz verbreitet. Sogar ein Museum hat den Schal bereits angefragt.
Mutter und Tochter sind überwältigt von den Reaktionen: "Wir hatten nicht mit viel Resonanz gerechnet", sagt Sara Weber. Nun wird der Schal versteigert. Natürlich für einen guten Zweck: Das Geld soll an die Bahnhofsmission gehen. Die Bahnhofsmission würde sich so toll um Gestrandete und Hilfesuchende kümmern, die könnten das Geld gut gebrauchen, so Weber.
Optimistisch ins neue Bahn-Jahr
Auch die Mitarbeiter der Bahnhofsmission würden die Ebay-Auktion gespannt beobachten, erzählt sie weiter, das höchste Gebot lag am Dienstag bei 1.090 Euro. Sie freut sich, dass von der Strick-Aktion am Ende etwas positives bleibt.
Trotz der Kritik an der Deutschen Bahn ist Claudia Weber froh, dass es die Bahn gibt. Jeden Tag mit dem Auto in die Arbeit zu fahren kommt für sie nicht in Frage. Für 2019 ist sie optimistisch: "Ich habe genug graue Wolle und hoffe, dass das neue Jahr besser wird."