Gestatten, Reiter: Wie bekannt sind Münchens Lokalpolitiker?

Die Führungsspitze der Stadt verzeichnet hohe Beliebtheitswerte, glaubt man einer neuen Umfrage. Aber glaubt man dieser neuen Umfrage? 
von  AZ
Kennen wir uns nicht? Den Münchner OB Dieter Reiter (SPD) können noch die meisten Befragten zuordnen. (Archivbild)
Kennen wir uns nicht? Den Münchner OB Dieter Reiter (SPD) können noch die meisten Befragten zuordnen. (Archivbild) © Daniel von Loeper

München - Die Stadt hat Zahlen zu den Bekannheits- und Beliebtheitsgraden Münchner Lokalpolitiker veröffentlicht – und die Statistik liest sich recht beachtlich auf den ersten Blick: Über 70 Prozent der Befragten kennen beispielsweise Münchens OB Dieter Reiter (SPD), 85 Prozent davon finden ihn auch sympathisch.

Knapp die Hälfte kennt die Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) – und knapp drei Viertel davon schätzen sie. Die Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) ist nur noch jedem Fünften bekannt – hat dafür aber unter jenen einen solide klingenden Sympathiewert von über 80 Prozent. 

Das Herz der Weltstadt scheint also durchaus für das Führungspersonal zu schlagen – wäre da nun nicht die schnöde Mathematik, die dazwischenfunkt und die Party verdirbt.

"Trendwert" schmälert die Sieges-Party

Warum? Durchgeführt wurde die Befragung schriftlich im Zeitraum zwischen Ende April und Ende Mai 2022. 400 Münchner und Münchnerinnen wurden befragt.

Wenn also beispielsweise Lokalpolitiker Tobias Ruff (ÖDP) rund sieben Prozent der Befragten bekannt ist, könnte dies bedeuten, dass sich 28 Menschen sein Gesicht bereits gemerkt hätten. Davon würden ihn dann rund 58 Prozent schätzen, erklärt die Statistik – also: 16 Leute. 

Mindestens drei Münchner mögen dieses Lächeln, so eine neue Studie - es gehört Stadtrat Tobias Ruff, Chef der Fraktion ÖDP/Freie Wähler. (Archivbild)
Mindestens drei Münchner mögen dieses Lächeln, so eine neue Studie - es gehört Stadtrat Tobias Ruff, Chef der Fraktion ÖDP/Freie Wähler. (Archivbild) © Daniel von Loeper

Doch Halt! "Trendwert" steht da in Klammern – und der wiederum wird gegen Tabellenende wie folgt erklärt: "Trendwerte beruhen auf Angaben von weniger als 20 Prozent der Befragten".

Bedeutet dies etwa, dass maximal 80 Personen die Frage zu Ruff überhaupt beantworten konnten (das wären jene 20 Prozent der 400 Befragten) und ihn davon – aufgerundet – überhaupt nur sechs erkannten? Davon wiederum sprechen ihm dann drei der Befragten – die ihn erkannt haben – ihre Sympathie aus.

Würde man also der Analyse dergestalt Berechnungen zu Grunde legen und damit ebenfalls Repräsentativität beanspruchen, käme man zu dem Vergleich: Verena Dietl wäre beliebt beim zahlenmäßigen Äquivalent von ungefähr zwei Münchner Schulklassen – und Tobias Ruff immer noch bei einer Kleinstfamilie. Na, immerhin...


Wer sich selbst ein Bild von der Umfrage machten möchte, findet hier alle aktuellen Ergebnisse.

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