Geschlossenes Heim in Pasing: Für schwierige Fälle

Die Stadt baut in Pasing ein geschlossenes Heim für dissoziale Jugendliche: Das Objekt ist hermetisch abgeriegelt. Es gibt auch einen speziellen „Time-Out-Raum“.
von  Abendzeitung
Dieses Videobild ging um die Welt: Prügel-Kids schlagen im Dezember 2007 einen Mann in der U-Bahnstation Arabellapark fast tot.
Dieses Videobild ging um die Welt: Prügel-Kids schlagen im Dezember 2007 einen Mann in der U-Bahnstation Arabellapark fast tot. © AP

MÜNCHEN - Die Stadt baut in Pasing ein geschlossenes Heim für dissoziale Jugendliche: Das Objekt ist hermetisch abgeriegelt. Es gibt auch einen speziellen „Time-Out-Raum“.

Sie sind die absolut schwierigsten Fälle, an denen schon viele Helfer gescheitert sind: Jene „dissozialen“ Kinder und Jugendlichen, für die die Stadt jetzt an der Scapinellistraße in Pasing ein geschlossenes Heim baut. Es sind Prügel- Kids oder auch jene, die extrem selbstmordgefährdet sind. Sie werden dort für maximal drei Monate eingesperrt.

Es war die Hilflosigkeit gegenüber jugendlichen Schlägern und den minderjährigen Serientätern, als vor mehr als zehn Jahren die Debatte um eine geschlossene Anstalt begann. Die Idee war umstritten: In der Politik (SPD und Grüne lehnten es erst ab) und aktuell in der Pasinger Nachbarschaft. Im Vorfeld wurde das künftigeHaus auch als „Jugendknast“ bezeichnet. Am Dienstag hat der Stadtrat das Jugendhilfezentrum und das pädagogische Konzept dafür beschlossen. Schon am 12. Juli wird mit dem Bau begonnen (Kosten: 5,1 Millionen Euro, von denen drei Millionen Euro Zuschuss aus dem Konjunkturprogramm des Bundes kommen). Am 1. Dezember 2011 ziehen die ersten Kinder und Jugendlichen ein.

Das Haus hat Platz für 14 Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren, die dort in zwei strikt voneinander getrennten Gruppen und in getrennten Häusern untergebracht werden. Sie haben alle Einzelzimmer mit Nasszellen. In der Regel werden die Jugendlichen von einem Familiengericht eingewiesen, oder, in akuten Situationen, von der Polizei oder dem Jugendamt gebracht. Sie sollen maximal drei Monate bleiben.

Das Haus ist bis in die einzelnen Zimmer hinein hermetisch abgeriegelt: Es gibt nur einen Zugang. Und der ist mit einer Schleuse gesichert. So werden alle kontrolliert.

Der Zugang zu den beiden getrennten Gruppen-Häusern ist grundsätzlich geschlossen. Die Jugendlichen bewegen sich in Räumen nur nach Erlaubnis des pädagogischen Personals. Alle Türen können nur mit einem elektronischen Schlüssel (Transponder) geöffnet oder geschlossen werden.

So können Jugendliche auch zeitweise eingesperrt werden. Die Zimmer sind „vandalensicher“ eingerichtet, wie es im Konzept heißt: Die Möbel sind fest montiert, Waschbecken, Lampen, Türen und Fenster können nicht demoliert werden. Für absolute Ausnahmesituationen gibt es einen leeren „Time-Out-Raum“, wenn ein Jugendlicher derart ausrastet, dass man ihm anders nicht mehr beikommt.

Wichtig bei diesem Konzept ist, dass mit der Heckscher Klinik für Jugendpsychiatrie zusammengearbeitet wird, die Eltern einbezogen werden und dass ein Netzwerk für die anschließende Betreuung aufgebaut wird. Geführt wird das Haus von „JustM“, einer städtischen Einrichtung. Willi Bock

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