Geschlechterkitzel

Premiere im Deutschen Theater: Im Musical „Moulin Rouge“ ist die Münchnerin Sissy Staudinger Direktorin.
von  Abendzeitung
Sissy Staudinger (links) lässt im Musical "Moulin Rouge" die Puppen tanzen.
Sissy Staudinger (links) lässt im Musical "Moulin Rouge" die Puppen tanzen. © az

Premiere im Deutschen Theater: Im Musical „Moulin Rouge“ ist die Münchnerin Sissy Staudinger Direktorin.

Farbrauschender Nachtklub, funkelnde Tanzhalle und rotsamtenes Bordell: Das ist der Mythos des Pariser Moulin Rouge. Hier spielt die hoffnungslose Liebesgeschichte zwischen einer berauschend schönen, todkranken Kurtisane und einem mittellosen jungen Mann. Die Münchnerin Sissy Staudinger spielt, singt und tanzt den Theaterdirektor im Musical „Moulin Rouge“ nach Buz Luhrmanns gleichnamigem Film.

AZ: Korruption, wo man hinschaut. Darsteller werden abgeworben, Geldsorgen plagen das Etablissement. In der Musical-Version müssen Sie jetzt als Frau den Laden zusammenhalten.

SISSI STAUDINGER: Um 1900 hätte man nie im Leben eine Frau so ein Etablissement führen lassen; was es gab, war höchstens die Puffmutter im Puff. Und so spiele ich eine selbstbewusste Frau, die in Männerkleidern den Kamikaze-Job des Theaterdirektors macht - aus Liebe zum Theater, dem Moulin Rouge, das sie vor allen anderen leidenschaftlich liebt.

Schlägt die Geschichte mit Ihnen als Theaterdirektor zusätzlich Funken durch das Spielen mit den Geschlechtern?

Ja, ich denke, das ist ein Kitzel wie in „Cabaret“. Und ich habe ja dieses Gottesgeschenk der Zarah Leander-artigen Contra-Altstimme, die changiert zwischen den Geschlechtern.

Wollte man deshalb eine Frau in Männerkleidern?

Im Stück gibt es keine große Frauenrolle, außer der Edelkurtisane Fatim. Aber beim Vorsprechen habe ich gesungen und die Beine hochgeschmissen. Der Regisseur und der Choreograf haben gelacht. Und man wollte mich. So hat man hat die Rolle des Theaterdirektors für mich also interessant umgedeutet.

Deutschland hat ja angeblich keine Musical-Stars. Sie aber können das alles: tanzen, singen und schauspielern.

Ich habe als Tänzerin angefangen, mit sechs Jahren in der Ballettschule. Dann kamen Jazz-Tanz, Steppen, Flamenco. Schon als Teenie habe ich Schauspielunterricht genommen. Ich muss also, wenn ich als Schauspielerin auch singen und tanzen muss, nicht gedrillt werden.

Kennen Sie im Show-Geschäft die Situation eines Managers, wie den Theaterdirektor?

Nein, ich bin eher die Aufführende auf der Bühne. Aber mit den Jahren ist man dann oft schon so etwas wie die Mutter des Ensembles.

Wie sind Sie mit der Rolle zurecht gekommen?

Schon während der Proben färbt eine Rolle immer auf den eigenen Charakte ab.

Der Film von Baz Lurhmann arbeitet mit Zeitraffer, wirbelnder Kamera und einem Haufen Spezialeffekte. Fürchten Sie den Vergleich?

Nein. Bühenstücke haben dafür einen ganz besonderen Charme: Menschen füllen live auf der Bühen mit ihrer Persönlichkeit die Rollen aus.

Warum interessiert uns heute noch die Belle-Epoque-Geschichte?

Weil der Dreisatz aus "Wahrheit, Schönheit, Freiheit", das Versprechen im frivolen Moulin Rouge, gerade in unserer heutigen rasanten und wirtschaftlich knallharten Zeit ein verlockender Fluchtpunkt ist. Mal weg von Stress und Angst. Am Ende gehen die Leute immer voll mit.

Adrian Prechtel

Deutsches Theater, Fröttmaning, bis 13. April, 24 bis 65 Euro, Tel: 55 23 44 44

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