Gersten-Anbau: Biosprit macht unser Bier teurer

Der Brauerbund schlägt Alarm: Immer mehr Landwirte nutzen ihre Felder lieber für Mais und Raps – weil das für Öko-Kraftstoffe wie E10 genutzt werden kann.
von  akk, ill, fn, loko
In einem Liter Bier stecken rund 160 Gramm Gerste. Die wird jetzt knapp.
In einem Liter Bier stecken rund 160 Gramm Gerste. Die wird jetzt knapp. © ddp/dpa

München - Sprit ist lukrativer als Bier. Auf diesen Nenner lässt sich die drohende Bierkrise bringen, vor der der Bayerische Brauerbund warnt. „Die Pflanzen für die Bioenergie nehmen der Braugerste die Anbaufläche weg“, sagt Vereinspräsident Friedrich Düll. Am Ende zahlt der Verbraucher.

Statt Braugerste bauen die hiesigen Landwirte mehr Mais und Raps an. Das bringt ihnen dank Subventionen für Biosprit wie E10 mehr Geld ein. „Braugerste war lange viel zu billig, den Bauern kann man aus ökonomischer Sicht keinen Vorwurf machen“, sagt Walter König, Geschäftsführer des Brauerbundes. Um ein Drittel sei die Anbaufläche für Gerste in den vergangenen Jahren zurückgegangen.

Fällt nun die Ernte schlecht aus – wie heuer mit einem geschätzten Minus von bis zu 15 Prozent – wird Gerste von guter Qualität rar, ihr Preis schießt in die Höhe.„2009 hat die Tonne 110 Euro gekostet. Jetzt liegt der Braugerstenpreis bei 330 Euro. Das ist gewaltig“, sagt König. Die Preise für Malz, das aus Gerste gewonnen wird, sind noch höher: Kostet die Tonne vor einem Jahr 380 Euro, sind es jetzt 530 Euro. „Das trifft die Brauer“, sagt König. Langfristig kosten 100 Liter Bier 30 bis 50 Cent mehr. Der Liter wird also direkt nur wenig teurer. Oft werden aber die gestiegenen Rohstoffpreise (mit den Personal- und Transportkosten) angeführt, um eine deutlichere Steigerung zu rechtfertigen. Vorerst bleiben die Bierpreise aber stabil, sagt König: „Der Marktpreis steigt nicht gleich. Man wartet, bis die Ernte Ende August eingefahren ist.“

Bei Hofbräu etwa sieht man einem Ernteeinbruch gelassen. Nach einem trockenen April ist die aktuelle Wetterlage günstig. „Solange die Ernte nicht komplett in die Knie geht, hat das keine Auswirkungen", sagt der technische Betriebsleiter Rolf Dummert. Er ist skeptisch, ob der Bierpreis steigt. „Für gewöhnlich gibt man die Preisschwankungen nicht unmittelbar weiter." Zudem hätten die meisten Brauereien langjährige Verträge, so dass es zu keinem Engpass komme.

„Die Situation ist aber sicher nicht erfreulich“, sagt Werner Mayer, Geschäftsführer von Augustinerbräu. Der Rückgang der Anbaufläche sei ein ernstes Thema. Und das eh schon schlechte Image des Biosprits dürfte die aktuelle Debatte auch nicht gerade verbessern.

 

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