Gericht nimmt Mutter den Sohn: Er tendiert zur Mama
Im Streit ums Sorgerecht: Martin (10) mag Mutter und Vater gerne, tendiert aber zur Mama. Das Oberlandesgericht lässt jetzt ein familiengerichtliches Gutachten erstellen.
MÜNCHEN Sitzungssaal 7, Oberlandesgericht München (OLG): Unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelte der 12. Familiensenat den Sorgerechtsfall: Amtsgericht nimmt Mutter den Sohn (10) weg.
Wie berichtet, verlor Angelika K. Ende 2009 den Streit um ihren Sohn Martin vor dem Münchner Amtsgericht. Überschrieb dem Vater das Sorgerecht in Bezug auf Aufenthalt, Gesundheitsfürsorge und Schule. Noch im Richterzimmer wurde der Junge dem Vater übergeben. „Ich durfte ihn nicht einmal mehr sprechen oder mich verabschieden“, empörte sich Angelika K., die inzwischen alle 14 Tage ihren Sohn für zwei Tage sehen darf. Vor eineinhalb Jahren ging die Beziehung zwischen Angelika K. und dem Vater von Martin in die Brüche. Sie zog in eine andere Wohnung, der Sohn wurde an einer neuen Schule angemeldet, fand schnell Freunde in seiner neuen Umgebung.
Nach der Trennung hat der Vater, obwohl beide das Sorgerecht hatten, seinen Sohn nur fünf Mal gesehen. Der Grund: Martin wollte nicht zu seinem Vater, lieber bei seiner Mutter bleiben und mit seinen neuen Freunden spielen. Als der Vater mit Gewalt seinen Sohn zu sich und ihn angeblich von der Polizei holen ließ, sei der Junge so verängstigt gewesen, dass er überhaupt nicht mehr zum Vater wollte. Martin durfte am Donnerstag mit einer richterlichen Entschuldigung der Schule fernbleiben. Er musste nämlich im Zeugenstand vor dem Familiensenat aussagen. Der Junge ist gerne bei der Mutter oder dem Vater. Gefühlsmäßig tendiere er aber eher zur Mama.
Anwalt Lutz Libbertz, der die Mutter verteidigt, sagte nur: „Das OLG will jetzt ein familiengerichtliches Gutachten erstellen lassen. Dann eine Entscheidung treffen.“ Anwalt Christoph Lang, der die Rechte des Vaters vertritt, meinte, dass man zum Wohle des Kindes gemeinsam eine vernünftige Lösung finden werde. Torsten Huber