Gericht hört Zeugen zum Mord an Michele Kiesewetter

Im NSU-Prozess haben Polizeibeamte geschildert, wie sie nach dem Mordanschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn ihre Kollegen auffanden.
von  dpa/AFP

München –  Im NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München ist am Donnerstag zum ersten Mal der Mord an der Polizistin Michèle Kiesewetter im April 2007 in Heilbronn behandelt worden.

Mehrere Polizisten sagten dazu aus, wie die mit einen Kopfschuss getötete 22-Jährige und ein ebenfalls durch einen Kopfschuss verletzter Kollege nach der Tat aufgefunden worden waren.

„Ich bin auf die Fahrerseite, wo die Kollegin Kiesewetter teilweise heraushing“, sagte ein Polizeihauptkommissar am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht München. „Ich bin davon ausgegangen, dass ich keine ersten Maßnahmen mehr treffen kann.“

Die damals zuerst am Tatort eingetroffenen beiden Polizisten sagten aus, dass Kiesewetter bereits bei ihrem Eintreffen wenige Minuten nach der Alarmierung tot gewesen sei.

Kiesewetters Kollege habe dagegen noch kurz die Augen geöffnet und sei direkt von Sanitätern versorgt worden. Der damals 24-Jährige überlebte das Attentat schwer verletzt. Er soll am Donnerstagnachmittag als Zeuge vernommen werden.

Bereits nach kurzer Zeit sei aufgefallen, dass beiden Beamten die Dienstwaffen entwendet worden seien, sagte einer der Zeugen aus. Die Waffen wurden im November 2011 neben den Leichen der NSU-Terroristen Böhnhardt und Mundlos entdeckt. Die beiden sollen sich nach einem missglückten Banküberfall das Leben genommen haben.

Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos stehen im Verdacht, die Polizistin erschossen zu haben. Beate Zschäpe ist als Mittäterin angeklagt.

Es handelt sich um den letzten bekannt gewordenen Mord, der dem rechtsextremen Trio zugeschrieben wird, dessen einzig noch lebendes Mitglied Beate Zschäpe in München vor Gericht steht.

Der Polizistenmord von Heilbronn gibt bis heute viele Rätsel auf. So ist unklar, warum der NSU nach zuvor neun Morden an Migranten mutmaßlich erstmals Polizisten angriffen hatte. Auch ist unklar, warum die Mordserie nach dieser Tat endete.

 

 

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