Gerd Käfer: "Ein Leben wie auf dem Vulkan"

Es ist das Weihnachtsfest 1954, an dem Gerd Käfer erwachsen wird. Er ist 21, bis über beide Ohren verknallt. Gerne würde er seine Freundin bei sich daheim übernachten lassen. Doch sein Vater, aus einer Winzerfamilie in Württemberg, hat was dagegen. Im Dialekt mahnt er: „Mei Sohn, i sag dir oins – entweder du lässt des Menschle soi oder du ziagscht aus!“
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Gerd packt seine Sachen, zieht zu seiner Flamme nach Schwabing – und macht das, was seine Eltern ihm in die Wiege gelegt haben: Lebensmittel verkaufen.
In der Georgenstraße eröffnet er auf 80 Quadratmetern seine „Schwabinger Feinkost-Boutique“. Bei Dallmayr erwirbt er Edel-Ware, die er bei sich weiterverkauft. Die Millionäre aus Grünwald und Bogenhausen schicken ihre Chaffeure zum Einkaufen.
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Obwohl Gerd kaum Gewinn macht (er verdient nur durch den Mengenrabatt, der ihm bei Dallmayr gewährt wird), sieht er sich schon als Feinkost-König mit etlichen Filialen. Er ist voller Energie und Euphorie, heiratet seine Freundin, die ihn nach kurzer Zeit betrügt. Käfer zieht aus – und in eine WG.
Er stürzt sich in die Arbeit, macht neben seiner Feinkost-Boutique eine Kneipe auf, in der sich Playboys und Promis treffen: James Graser, Walter Staudinger, Peter Haff, Ex-Lover der Kaiserin Soraya, Bobby Arnold (Arri) und Falk Volkhardt (Bayerischer Hof). In der Zeit lernt er die schöne Hilde kennen, ein patentes Mädel, die zu seiner zweiten Frau wird und ihn erstmals zum Vater macht. Gerd freut sich über Sohn Michael, weiß allerdings nicht, wie er die monatliche Miete aufbringen soll. Käfer hat schließlich Angst vorm Postboten, weil der nur noch Mahnungen liefert. Er muss seine Läden verkaufen und bleibt auf einem Schuldenberg sitzen.
Doch Gerd gibt nicht auf, ist sich für nix zu schade. Er heuert bei der Schwabinger Gisela an, der singenden Wirtin in der Occamstraße. Kocht, spült, arbeitet bis zum Umfallen und feiert, bis die „armen Irren“, wie damals die Spießbürger genannt werden, ins Büro gehen. „Das war die härteste Zeit meines Lebens“, sagte Käfer später rückblickend. „Aber es war die beste Schule. Es war ein Leben wie auf dem Vulkan!“
Anderthalb Jahre dauert es, bis er die Schulden abgearbeitet hat. Dann kehrt er zum Tante-Emma-Laden der Eltern in der Prinzregentenstraße zurück. Versöhnt sich mit dem Vater, arbeitet im Geschäft mit. Der Start von Käfers Imperium.