"Genau hinschauen": Münchner Tierrettung warnt Hundebesitzer

Immer wieder verletzen freilaufende Hunde Wildtiere in München. Tierschützer und Tierärzte fordern mehr Rücksicht – besonders in der sensiblen Brut- und Setzzeit.
von  David Gartner
Besonders in der Jungtiersaison müssen Hunde mit Jagdtrieb an die Leine. (Symbolbild)
Besonders in der Jungtiersaison müssen Hunde mit Jagdtrieb an die Leine. (Symbolbild) © IMAGO (www.imago-images.de)

München - Erst Anfang April musste der tierärztliche Notdienst zwei verletzte Wildtiere behandeln. Neben einem verletzten Taubenküken, das mit Bisswunden auf einer Hundewiese gefunden wurde, kümmerten sich die Tierretter auch um ein schwer verletztes Kaninchen. Laut einer Augenzeugin sei das Wildtier von einem Hund attackiert worden, ebenso wie das Küken, berichtet die Tierrettung München.

Gefahr für Kaninchen: Hundebesitzer werden gewarnt 

Die Verletzungen des Kaninchens waren so schwer, dass es eingeschläfert werden musste. Das Taubenküken hat die Verletzungen überlebt und erholt sich aktuell in einer Tierklinik. Die Tierrettung München ist ein durchgehend erreichbarer tierärztlicher Notdienst für Haus- und Wildtiere. Stadträtin Evelyne Menges (CSU) ist Vorsitzende des Vereins und appelliert an Hundebesitzer, "ihrer Verantwortung gerecht zu werden". Auch weist die Tierrettung darauf hin, dass die Verletzung eines Wildtiers möglicherweise auch "strafrechtliche Konsequenzen" haben könne. Es drohen teils empfindliche Bußgelder.

Besonders in der Jungtiersaison "müssen Hunde mit Jagdtrieb an die Leine", erklärt Evelyne Menges. Auch Kristina Berchtold vom Tierschutzverein München fordert mehr Aufmerksamkeit von Hundebesitzern. Besonders in der freien Natur sollten die Vierbeiner stets an die Leine genommen werden: "Auch wenn man meint, der Hund folgt einem", so Berchtold. Besonders in der Brut- und Setzzeit, die von 1. April bis 15. Juli geht, stellen frei laufende Hunde eine Gefahr für Wildtiere und deren Nachwuchs dar.

Auch Hunde, die kein Kaninchen direkt angreifen, stellen eine Gefahr für die Wildtiere dar

Kleine Tiere wie Kaninchen oder auch die Jungtiere von Feldhasen verstecken sich oft in Wiesen. Ein Hund kann dort bereits durch seinen Geruch das Muttertier zur Aufgabe ihres Jungen bringen oder den Nachwuchs so sehr erschrecken, dass diese sich verirren. Kaninchen leben in Parkanlagen im gesamten Stadtgebiet.

Drei Kaninchen auf einer Wiese, eines auf halbem Weg in den Bau. Tausende von ihnen leben im Münchner Stadtgebiet, zum Beispiel im Olympiapark oder im Hasenbergl. Frei laufende Hunde stellen eine Gefahr für die kleinen Wildtiere da – nicht nur, wenn sie angreifen.
Drei Kaninchen auf einer Wiese, eines auf halbem Weg in den Bau. Tausende von ihnen leben im Münchner Stadtgebiet, zum Beispiel im Olympiapark oder im Hasenbergl. Frei laufende Hunde stellen eine Gefahr für die kleinen Wildtiere da – nicht nur, wenn sie angreifen. © dpa/Lino Mirgeler

Auch wenn ihre Zahl durch Krankheiten etwa weiter schrumpft, sind es immer noch Tausende in ganz München. Und dort wo viele Kaninchen und Feldhasen leben, aber auch wo viele Gassigehen. Etwa im Englischen Garten, Olympiapark oder im Hasenbergl, komme es auch immer wieder zu Vorfällen mit freilaufenden Hunden, berichtet Sabine Gallenberger.

Sie ist Vorsitzende des Vereins Wildtierwaisen Schutz, der jedes Jahr über eintausend Wildtiere aufnimmt und betreut. Immer wieder betreuen sie auch Tiere und deren Junge, die von Hunden gejagt und angegriffen wurden. "Es mehrt sich in letzter Zeit", erzählt Gallenberger. Bei manchen Besitzern helfen keine Appelle mehr, sind Gallenberger und ihr Team überzeugt. In einem Fall griffen sie zu einem "Trick 17". Auf einer Wiese, die sowohl von Gassigängern als auch von Jungtieren viel frequentiert wird, stellten Tierschützer kurzerhand dieses (falsche) Schild auf: "Vorsicht Rattengift". Das habe besser geholfen als jeder Hinweis, so Gallenberger.

Vereinsvorsitzende fordert ein städtisches Beratungstelefon

Und auch sie richtet eine Bitte an die Hundebesitzer: "Genau hinschauen, ab Februar den Hund anleinen und sich untereinander informieren und warnen". Denn auch wenn viele unachtsam seien, niemand möchte ein totes Kaninchen, da ist sie sich sicher. Auch von der Stadt München wünscht sie sich mehr Einsatz. Ihr Notfalltelefon werde vor allem abends und nachts "überrannt". Deswegen fordert sie ein städtisches Beratungstelefon, "das den Bürger ausreichend aufklärt und informiert", was im Fall eines verletzten Wildtiers zu tun ist.

Für Notfälle und akute Verletzungen gibt es die Tierrettung München. Vorsitzende Evelyne Menges empfiehlt, gefundene, verletzte Wildtiere nach Schwabing in die eigens darauf ausgelegte Auffangstation des Vereins zu bringen. Dabei solle man aber unbedingt Handschuhe tragen – zum Eigenschutz. Und: "Kaninchen immer in einem Karton transportieren". Die Tiere leben schließlich in einem Bau unter der Erde und fühlen sich deshalb so wohler.

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