"Gemütlich wie im Bett"

In der neuen AZ-Serie berichten Münchner von ihren erotischen Freiluft-Abenteuern. Heute erzählt eine junge Frau von Liebe im Hirschgarten.
Ihr Freund hat dabei an alles gedacht – sogar Musik.
Sarah (20), lehnt an einer Brunnenmauer im Hofgarten, die lange braune Mähne fällt ihr weit über die Schultern. Schüchtern, verwundert – dann belustigt erzählt sie uns ihre Geschichte: „Solange ihr meinen ganzen Namen nicht reinschreibt.“
Ganz schön sauer war die Neuhauser Studentin auf ihren Freund, nachdem der ihr gemeinsames Date für einen Freitagabend im Frühsommer hatte platzen lassen. Weil Fußball lief. Und alle seine Kumpels sich ausgerechnet sein Sofa für ihren Männerabend ausgesucht hatten.
Am Abend drauf, kurz vor neun Uhr, klopfte ihre Mutter, bei der Sarah noch wohnt, an ihre Zimmertür: „Du, dein Schatzi ist da.“ Er stand im Flur. Im Arm: ein Picknick-Korb.
Vom Winthirplatz aus führte er sie in den Hirschgarten, es dämmerte schon. Hinter den Biergarten-Tischen, gegenüber dem Hirschgehege, gibt es einen grasbewachsenen Hügel. Von oben sieht man runter, aber von unten nicht hinauf, auf die Kuppe.
Dort breitete er die Decke aus. Packte Brot und Käse und Weingläser aus – und verführte sie.
Sarah, mögen Sie solche Überraschungen?
Das war schon sehr süß. Ich hatte ja keine Ahnung, was er vorhatte – und sowieso war ich immer noch wütend auf ihn. Ich sah nur diesen vollen Korb und dachte, okay, jetzt essen wir halt was draußen, ich schmolle ein bisschen – und danach gehen wir vielleicht aus. Aber er ging mit mir immer weiter in den Park hinein und ganz am Ende dann diesen Hügel hoch, bis ganz nach oben.
War’s denn noch warm genug für Sex im Freien?
Nicht so richtig. Aber da hatte er vorgesorgt. Es gab zwei Decken, eine zum Drauflegen und eine zum Zudecken. Als er sein Laptop auspackte und ein Klavierstück von Lang Lang laufen ließ, habe ich mich schon gewundert und war schon fast nicht mehr böse. Dann hat er Teelichter angezündet.
Teelichter? Und klassisches Piano?
Ja! Das war wahnsinnig romantisch, so etwas erwartet man ja nicht von einem Kerl. Ich war gerührt. Dann fing er an, mich zu küssen – das war schon ein Gänsehautgefühl.
Ist es Ihnen leicht gefallen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen – auch noch bei Beleuchtung und Musik?
Erst habe ich natürlich noch dran gedacht, was da los wäre, wenn uns jemand entdeckt. Schön peinlich wäre das. Aber ich hab’s vergessen beim Schmusen. Unter einer Decke in der Wiese liegt man ja fast so gemütlich wie im Bett.
Was haben Sie mit Ihren Kleidern gemacht?
Als Kopfkissen benutzt. Da kommt man ja im Notfall dann auch schnell dran, falls es brenzlig wird
Keine Ameisen? Oder Mücken?
Gab’s keine (lacht), gottseidank. Die Kerzen blinkerten, die Sterne auch, dann die leisen Akkorde, die warmen Hände, sein warmer Körper. An Ende war mein Freund sogar aufgeregter als ich – aber es kam niemand auch nur in die Nähe. Vielleicht sind die Leute auch weggeblieben, weil sie uns von unten hören konnen und keiner stören wollte.
Er hat sich den Platz vorher genau angeschaut und ausgesucht, oder?
Klar, hat er. Ja, er hat sich ziemlich ins Zeug gelegt für diese Entschuldigung.
Ist das ein Empfehlung an alle Männer, die was gut zu machen haben?
Sagen wir so: So ein Erlebnis bleibt einem in Erinnerung. Wahrscheinlich auch noch Jahre später, wenn man vielleicht gar nicht mehr zusammen ist. Wer den Ehrgeiz hat, nicht vergessen zu werden, der kann’s ja mal so versuchen.
Wie lange sind Sie dort geblieben?
Eine Stunde vielleicht. Irgendwann wurde es kalt, dann hat mich mein Freund nach Hause gebracht.
Haben Sie Ihrer Mutter hinterher davon erzählt?
Was? Doch nicht meiner Mutter. Ich will von ihr doch, bitte, so etwas auch nicht wissen.