Gema-Gebühren: Clubs in der Klemme

111000 Euro für ein Jahr Musik? Münchens Discobetreiber bangen um ihre Existenz – die Musik-Verwertungsgesellschaft Gema verlangt ab 2013 drastisch höhere Gebühren
Myriam Siegert |
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111000 Euro für ein Jahr Musik? Münchens Discobetreiber bangen um ihre Existenz – die Musik-Verwertungsgesellschaft Gema verlangt ab 2013 drastisch höhere Gebühren

München Unter den Münchner Clubbetreibern geht die Angst um. Sie sollen zukünftig deutlich höhere Gebühren an die Gema zahlen. Viele sehen ihre Existenz bedroht.

Anfang April hat die Musik-Verwertungsgesellschaft Gema ihre neue Tarifstruktur vorgestellt, die ab 2013 gelten soll. Einfacher und ausgewogener sollen die Tarife sein. „Deutliche Vergünstigungen bei nahezu allen Veranstaltungen mit geringen Raumgrößen und moderaten Eintrittsentgelten“, verspricht die Gema den Clubbetreibern.

Es kommt ganz anders: Der Verband der Münchner Kulturveranstalter (VDMK), seit 1996 die Interessenvertretung der Münchner Clubs, bat seine Mitglieder, mal mit den neuen Gebühren zu rechnen. Das Ergebnis war ein Schock: Kein einziger Münchner Club konnte nach den neuen Tarifen eine Vergünstigung der Gema-Gebühren für sich feststellen. Stattdessen seien Kostenexplosionen mit Preissteigerungen um bis zu 1400 Prozent ans Licht gekommen.

„Bisher zahlen wir jährlich 6200 Euro an die Gema. Nach den neuen Tarifen wären es über 50 000 Euro“, sagt David Süß, Betreiber des Clubs Harry Klein. „Das übersteigt unseren Gewinn bei Weitem. Ich wüsste nicht, wie man das erwirtschaften soll.“

VDMK-Präsident Alexander Wolfrum klagt: „Wir stehen ganz klar zum Urheberrecht, aber die neuen Tarife sind unverhältnismäßig und absurd.“

Auch Club-Betreiber Constantin Wahl hat für seine Betriebe Erschreckendes errechnet. „Im Americanos City würden die Kosten von 2500 Euro jährlich auf 13500 Euro steigen. Im Max & Moritz von 11000 Euro auf 86 000 Euro und im Pacha sogar von 7000 Euro auf 111 000 Euro.“

Für Dierk Beyer, Vorstandsmitglied beim VDMK, ist die drohende Konsequenz klar: „Die Betreiber müssten versuchen, die zusätzlichen Kosten durch Preiserhöhungen beim Eintritt oder den Getränken zu erwirtschaften.“ Viele kleinere Discotheken wären aber von der Schließung bedroht.

Der Verband will sich deshalb gegen die Einführung der neuen Tarife wehren. „Wir behalten uns auch rechtliche Schritte vor“, sagt VDMK-Anwalt Franz Erlmeier. Dazu wolle man sich auch mit Veranstaltern in anderen Städten zusammentun.

Ein Gesprächsangebot der Gema liegt bereits auf dem Tisch. Außerdem strebt sie eine Einigung durch ein Schiedsstellenverfahren an. „Wir hoffen auf einen Abschluss, der die Tragfähigkeit der Clubs nicht übersteigt“, sagt Wolfrum.

 

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