Gelockerte Corona-Regeln: Ein kleiner Hoffnungsschimmer

3G statt 2G, keine Kontakterfassung mehr. Seit Mittwoch gelten einige Lockerungen auch für die körpernahen Dienstleister. Für viele von ihnen Anlass zu Hoffnung, denn die Verluste sind groß.
von  Conie Morarescu
Yasemin Alaca hofft, dass ihre Kundinnen zurückkommen.
Yasemin Alaca hofft, dass ihre Kundinnen zurückkommen. © C. Morarescu

München - Nachdem die ersten Kundinnen des Tages gegangen sind, ist es an diesem Mittwochvormittag sehr ruhig im Friseursalon Conny Reiß in der Falkenstraße. "Früher waren wir rund um die Uhr ausgelastet", erinnert sich Yasemin Alaca, die Tochter der Geschäftsführerin Conny Reiß. Sie sei sehr erleichtert, dass die Corona-Bestimmungen nun gelockert wurden: "Das ist ein Hoffnungsschimmer."

Seit Mittwoch dürfen Ungeimpfte mit einem negativen Testergebnis wieder körpernahe Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Statt der zuletzt geltenden 2G-Regelung, gilt nun 3G. Kontaktdaten müssen nicht mehr erfasst werden.

So geht es Friseursalons, Massage- und Nagelstudios in München

Die Betreiber der Friseursalons, Massagestudios, Kosmetik- und Nagelstudios werden nun etwas Erleichterung empfinden, auch wenn es nur eine kleine Verbesserung ist. Denn sie sind besonders stark von der Pandemie betroffen.

An diesem ersten Tag der Lockerungen zeigt sich Yasemin Alaca hoffnungsvoll, dass der Umsatz mit 3G wieder steigt: "Einige unserer Kundinnen und Kunden sind nicht geimpft, manche können sich wegen ihrer Vorerkrankungen einfach nicht impfen lassen."

Andreas und Laongdao Tröger in ihrem Massagestudio.
Andreas und Laongdao Tröger in ihrem Massagestudio. © Daniel von Loeper

Münchner Friseurmeisterin: Fast 40 Prozent weniger Umsatz

Sie hoffe sehr, dass dieser Teil der Kundschaft nun wieder kommt. "Wir haben fast 40 Prozent Umsatzverlust gemacht. Wenn es so weiter geht, müssen wir eine Mitarbeiterin entlassen", beklagt die Friseurmeisterin die Folgen der 2G-Regelung.

Ganz so schlimm hat es Andreas und Laongdao Tröger mit ihrem Massagestudio am Laimer Platz nicht getroffen. "Ein wenig haben wir es schon gespürt, aber es ist nicht tragisch", sagt Andreas Tröger zur Lage. Etwa 15 bis 20 Prozent Umsatzrückgang habe er festgestellt. Dass sie den Verlust gut abfedern können, liege allerdings auch an den geringen Betriebskosten.

Die Miete halte sich im Rahmen, sie hätten keine Festangestellten. Tröger ist außerdem Lokführer bei der Deutschen Bahn und hat ein geregeltes Einkommen, sodass seine Frau mit ihrem Geschäft nicht den Unterhalt verdienen muss. "Sonst könnte es schwierig werden", sagt Tröger.

Alle Geschäfte sitzen im gleichen Boot

Die bisherigen Maßnahmen nimmt er gelassen: "Uns geht es nicht schlechter als anderen Geschäften während der Pandemie. Und bei wem soll ich mich beschweren? Es ist, wie es ist."

Trang Nguyen musste sich für ihr Kosmetikstudio nach jedem Lockdown wieder neue Kundschaft aufbauen.
Trang Nguyen musste sich für ihr Kosmetikstudio nach jedem Lockdown wieder neue Kundschaft aufbauen. © C. Morarescu

Für andere Betroffene, die vom Umsatz ihres Geschäfts abhängig sind, ist es deutlich schwieriger. Trang Nguyen führt ein Kosmetik- und Nagelstudio in der Sommerstraße. Sie hat ihr Geschäft vor drei Jahren eröffnet. Gerade, als es begann, anzulaufen, kam der erste Lockdown. "Ich musste mir nach jedem Lockdown wieder eine neue Kundschaft aufbauen", klagt Nguyen.

Zu Beginn der 2G-Regelung hätten sich ihre Kundinnen telefonisch bei ihr erkundigt, welche Nachweise sie vorzeigen müssten. Einige von ihnen seien ungeimpft und hätten die Termine gleich verschoben oder abgesagt.

Es wird besser - aber nur langsam

"Mittlerweile sind aber die meisten schon geimpft und es geht langsam besser", erzählt Nguyen. Von der 3G-Regelung erwarte sie sich noch einmal eine Verbesserung. Ihr Mann hat im vergangenen Jahr aus gesundheitlichen Gründen seine Arbeit gekündigt und sucht eine neue Stelle. "Jetzt muss ich das Geld verdienen", sagt die 50-Jährige.

Seit dem Homeoffice gehen viele nicht mehr zur Kosmetikerin

Zum Glück gebe es mittlerweile einige Stammkundinnen: "Manche Kundin hat schon zu mir gesagt, dass es ihr wichtig ist, hübsch auszusehen, auch wenn sie im Homeoffice arbeitet", sagt die Kosmetikerin. Doch andere würden nicht mehr kommen, gerade weil sie im Homeoffice seien. "Früher sind viele Kundinnen während der Pause aus den Büros in der Gegend zu mir gekommen."

Die Krise hat Nguyen bisher vor allem deswegen durchgestanden, weil sie verschiedene Leistungen anbietet, etwa Massagen, Gesichtsbehandlungen und Wimpernverlängerungen.

Saisonale Schwankungen könne sie so abfangen. Aktuell lassen sich Frauen bevorzugt die Wimpern verlängern. Wegen der Maske sei es unangenehm, Make-up oder Lippenstift zu tragen. "Meine Kundinnen konzentrieren sich jetzt auf ihre Augen", lacht Nguyen. Wenigstens ein Bereich, in dem die Nachfrage gestiegen ist.

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