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Geliebt und verhasst: München und seine Tauben

Auch wenn sich an den Stadt-Vögeln traditionell die Geister scheiden: AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller erklärt, warum er die Viecher eigentlich ganz gern mag.
von  Sigi Müller
Der Stachusbrunnen erfreut nicht nur Touristen, sondern auch die Stadttauben, die hier ein wenig Erfrischung und Abkühlung finden.
Der Stachusbrunnen erfreut nicht nur Touristen, sondern auch die Stadttauben, die hier ein wenig Erfrischung und Abkühlung finden. © Foto: Sigi Müller

München – Als vor etwa einem Jahr die Idee zu dieser Kolumne entstand, war ich mir sicher, dass ich mit diesem Thema polarisiere. Wenn ich davon in meinem Bekanntenkreis erzählte, bestätigte sich das.

Hochzeitstauben bringen Glück? Naja, so ganz stimmt das nicht

Hochzeitstauben bringen Glück, heißt es ja. Sprach ich mit verheirateten Paaren, die weiße Tauben zur Hochzeit hatten fliegen lassen, verklärte sich der Blick, oder auch nicht, das hatte aber dann nichts mit den Tauben zu tun. Nur leider sterben viele dieser Hochzeitstauben, weil sie nicht in der Lage sind, draußen zu überleben, und nicht zurückfinden. Das können meist nur weiße Brieftauben von seriösen Züchtern. Für andere, spätestens seit Picasso, bringen Tauben natürlich Frieden. Da können die Mächtigen der Welt machen, was sie wollen, gegen Tauben kommen sie nicht an.

Vorbild New York: Ein Wanderfalke könnte sie jagen – und in München?

Alle anderen Tauben sind vermeintlich die "Ratten der Lüfte", kacken alles voll und übertragen Krankheiten. Nun sind die meisten Stadttauben Nachfahren der Felsentauben und haben sich, aus praktischen Gründen, den Menschen als Nachbarn gesucht. Es gibt gute Projekte mit Taubenhäusern in der Stadt, in denen man ihre Eier gegen Gipseier austauscht. Damit hat man große Erfolge und kann den Bestand reduzieren. Nötig ist das, weil die natürlichen Feinde fehlen. Der Wanderfalke wäre einer, der ist in New York heimisch, bedingt durch viele alte Wolkenkratzer mit vielen Nischen und Brüstungen als Nistfläche. Bei uns gab es, meines Wissens, nur einmal ein Brutpaar in der Paulskirche, das alleine reicht aber nicht aus.

In München werden die Tauben an machen Orten regelrecht gemästet

Was mich sehr verwundert hat: An der Münchner Freiheit oder am Odeonsplatz werden täglich größere Mengen Korn und Mais gefüttert, so viel, dass die Tauben fast gelangweilt davon fressen. Von wem, weiß ich nicht. Ist aber keine gute Idee.

Tauben sind Überlebenskünstler und finden immer eine Nische zum Brüten. Ich finde sie schön. In Griechenland bringt es Glück, wenn eine Taube – nun, Sie wissen schon. Mir hatte auf Korfu einmal eine Taube auf mein Hemd gemacht. Minuten vorher hatte ich ein Stones- T-Shirt gekauft und konnte wechseln. So viel Glück, sagten die Einheimischen.

Man muss die Münchner Tauben nicht füttern – aber eben auch nicht quälen

Beobachten Sie doch einfach mal eine Gruppe Tauben, und wenn Sie dabei gerade eine Butterbrezn essen, essen Sie diese bitte alleine. Man muss sie nicht füttern, aber auch nicht quälen.

In diesem Sinne eine schöne Woche!

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