Geklaut! Dieser krumme Baum macht nur Ärger
Die windschiefe Fichte vom Christkindlmarkt soll bald in Laim stehen – als Maibaum. Jetzt haben ihn Harlachinger Burschen entführt
München Erst wollt’ ihn keiner – nicht mal geschenkt! Krumm und löchrig nannten die Münchner ihren Christbaum am Marienplatz. Plötzlich ist die unförmige Fichte sehr begehrt. Die (Tragik-)Komödie in drei Akten:
1. AKT: DIE SPOTT–FICHTE Mitte November 2011: Die Gemeinde Aschau im Zillertal schenkt München den großen Christbaum für den Marienplatz. Vielfach als „Krummfichte“ verhöhnt – wegen seines arg natürlichen Wuchses.
Das Gewächs, das viele Münchner nervt, weckt beim Verein der Laimer Maibaumfreunde Begehrlichkeiten. Er will ihn gerne haben. Nach fünf Jahren Kampf gegen den Widerstand des Bezirksausschusses wird dort heuer erstmals ein Maibaum aufgestellt.
Ein Anruf bei der Stadt genügt. Als der Baum abdekoriert ist, holen die Laimer ihn am Marienplatz ab. „Die Feuerwehr hat uns ein 15 Meter langes, gerades Stück zugeschnitten und die Äste entfernt“, erzählt Hans Rotter, der Vorsitzende der Maibaumfreunde. „Der Transport war ein Abenteuer. Wir brauchten einen Transporteur und eine geeignete Route nach Laim für so eine sperrige Fracht.“
2. AKT: DER DIEBSTAHL Es spricht sich herum, dass der Baum in Laim liegt. Auch bis zum Harlachinger Burschenverein. Dessen Ehrgeiz ist geweckt. Ein Spähtrupp entdeckt das prominente Stangerl auf dem Grundstück des Laimer Bürgertreffs Interim. Nachts um drei tragen dann 27 Burschen den Baum klammheimlich vom Gelände. Hinter dem Rücken zweier Mitarbeiter des Bürgertreffs, die aber – zur Ehrenrettung der Laimer – nicht zur Maibaumwache abgestellt waren.
Mit Traktor und Anhänger, erzählt Bastian Leibig von den Harlachinger Burschen stolz, hätten sie den Baum weggebracht. Wohin, verrät er nicht.
3. AKT: DAS HAPPY END Leibig sagt, die Bestohlenen „haben es sportlich genommen“. Der Laimer Hans Rotter: „Den Baum unbewacht zu lassen, war natürlich riskant. Wir können ihn nicht drei Monate lang bewachen.“ Das jetzt schon Diebe unterwegs waren, habe alle überrascht. Bald soll der Baum zurückgegeben werden – am besten gegen Naturalien. Rotter spricht von „einem kleinen Fest für die Burschen“. So macht der krumme Baum am Ende doch Spaß.
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