Geister-Einsatz in der Schwanthalerstraße

Drei Experten sind in München auf der Jagd nach paranormalen Phänomenen - im Westend, in einem Haus mit dunkler Vergangenheit. Ihre Ausrüstung: Messgeräte für Temperatur und Luftfeuchte, Diktiergeräte, Kameras und eine Videokamera.
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Drei Experten sind in München auf der Jagd nach paranormalen Phänomenen.
Daniel von Loeper Drei Experten sind in München auf der Jagd nach paranormalen Phänomenen.

MÜNCHEN - Drei Experten sind in München auf der Jagd nach paranormalen Phänomenen - im Westend, in einem Haus mit dunkler Vergangenheit. Ihre Ausrüstung: Messgeräte für Temperatur und Luftfeuchte, Diktiergeräte, Kameras und eine Videokamera.

Die Geisterjäger sind mit dem Zug gekommen. Ins Westend, wo es spuken soll, in ein Haus mit einer dunklen Vergangenheit.

Die Geisterjäger, das sind Doris, Tom und Dani. Unter der Woche arbeiten sie im Büro, in ihrer Freizeit erkunden sie Häuser und Ruinen nach übernatürlichen Phänomenen. „Ich will beweisen, dass es noch etwas Anderes gibt“, sagt Doris. Sie wird heute die paranormale Untersuchung leiten. Dafür hat Franz H. das Team gerufen.

Die Ladenwohnung hat er im Herbst 2009 gemietet, um sie nach der Renovierung als Schulungsraum anzubieten. Schon da hatte er ein schlechtes Gefühl: „Die Geschäfte, die hier vorher waren, haben alle in kürzester Zeit wieder geschlossen.“ Schraubenzieher und Klebeband verschwanden einfach und tauchten in Toilette oder Küche wieder auf. „Die Atmosphäre ist ganz merkwürdig“, sagt Franz H..

Sechs Menschen wurden lebendig begraben - die Leichen nie geborgen

Das alles erzählt er Doris, die nickt, während ihre Kollegin Dani notiert. Was er über die Geschichte des Hauses weiß? Franz H. erzählt: Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs soll eine Fliegerbombe der Engländer auf das Haus gekracht sein. Sechs Menschen wurden von den zusammenstürzenden Mauern in den Keller gerissen und lebendig begraben. Nur die Wände des Erdgeschosses standen noch, als man nach Kriegsende das Haus wieder aufbaute. Die Leichen wurden nie geborgen.

„Ich finde den Raum nicht besonders beunruhigend“, sagt Tom. Er ist einer von zehn Geisterjägern aus ganz Bayern, die sich „Ghosthunterteam“ nennen. Auf einen Einsatz im Monat kommen sie im Schnitt, es werden stetig mehr. „Wir sind die letzte Instanz“, sagt Doris. „Wenn die Menschen nicht mehr weiter wissen.“ Ihre Hilfe kostet nichts. Sie arbeiten ehrenamtlich.

Ein bisschen müssen die Ghosthunter noch warten. Bis es dunkel wird. Denn Geister kommen ja in der Nacht, das weiß jedes Kind. Für Doris gibt es noch einen anderen Grund: Im Dunkeln funktionieren die Sinne des Menschen besser. Es bleibt also noch Zeit, ein paar Geisterjäger-Anekdoten zu erzählen. Wie sie bei einer Untersuchung eine fremde Stimme einfingen, die laut sagte „Ich hasse dich!“ Oder wie einer der Geisterjäger plötzlich von hinten an der Schulter gepackt wurde, obwohl da niemand stand. „Da kribbelt's heute noch“, sagt Doris.

Das Ziel: Für alles zuerst eine logische Erklärung zu finden

Jetzt hat die Wissenschaft Vorrang. Das Ziel der Geisterjäger: Für alles zuerst eine logische Erklärung zu finden. Wie in dem Fall eines Mannes, dessen Fernseher sich jeden Abend um 22 Uhr wie von Geisterhand einschaltete. Bis das Team herausfand, dass genau zu dieser Zeit der Nachbar nach Hause kommt. Und dessen Fernbedienung für das Garagentor auf der Frequenzwelle des Fernsehers liegt.

Die Geisterjäger packen aus. Diktiergeräte, Kameras, eine Videokamera, Messgeräte für Temperatur und Luftfeuchte, Geräte, die Magnetfelder und elektrische Felder orten. Sie machen Fotos, filmen. Die Decke, die Wände, den Tisch und die Stühle in der Mitte, das Sofa in der Ecke und das Regal an der Wand. Doch bis jetzt: kein Geist in Sicht.

Es piepst und fiepst, als Tom und Doris mit den Geräten die Wände abfahren. Sie finden schlecht abgeschirmte Stromleitungen, Magnetfelder, alles normal. Dani notiert Temperatur (17,49 Grad) und Luftfeuchtigkeit (66,27 Prozent).

Ist da jemand, der mit uns reden will?

Dann müssen alle ihre Handys ausschalten. Doris legt Diktiergeräte auf den Tisch, knipst das Licht aus. Stille, draußen rauschen Autos vorbei. Doris fragt in die Dunkelheit: „Ist da jemand, der mit uns reden will? Könnt ihr euch bemerkbar machen? Seid ihr die Verstorbenen von dem Bombenangriff?“ Zehn Minuten geht das so, doch es bleibt still.

Und auch in der Auswertung ihres Materials werden die Ghosthunter nichts finden. Keine Stimmen, keine Geister. „Erzwingen kann man da nix“, sagt Doris. Dann packen sie zusammen. Um die Ecke ist eine Kneipe. Die Geisterjäger trinken jetzt erstmal ein Bier.

C. Landsgesell

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