Geiselnahme: Brutalo-Räuber gesteht

Prozess um ein  brutales Verbrechen im Jahr 1994: Paun O. (44) gibt seine Taten zu. Im Gegenzug sichert ihm das Landgericht nicht  mehr als neuneinhalb Jahre Gefängnis zu.
John Schneider |
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Kamerascheu: Bankräuber Paun O. vor dem Münchner Landgericht.
Daniel von Loeper Kamerascheu: Bankräuber Paun O. vor dem Münchner Landgericht.

Prozess um ein brutales Verbrechen im Jahr 1994: Paun O. (44) gibt seine Taten zu. Im Gegenzug sichert ihm das Landgericht nicht mehr als neuneinhalb Jahre Gefängnis zu

München - „Ich war ein junger Kerl damals, ich war naiv und doof” – so versuchte Paun O. (44) gestern im Gerichtssaal, sein brutales Vorgehen zu erklären. Außerdem sei er zur Tatzeit „mehr als angeheitert” gewesen. Der Bankräuber gestand vor dem Münchner räumt die Vorwürfe vollumfänglich ein”, erklärte die Verteidigung des 44-Jährigen. Auf der Grundlage dieses Geständnisses sicherte ihm das Gericht zu, dass er nicht länger als neuneinhalb Jahre ins Gefängnis muss.

Der Fall: Zunächst hatte die fünfköpfige Bande im Juni 1994 den Bank-Kassierer Karl H. (Namen der Opfer geändert, 51) und dessen Familie in deren Wohnung überfallen. Der Bankangestellte wird zusammengeschlagen und mit Elektroschocks gequält. Die Täter wollen an den Tresor. Karl H. erklärt, das gehe nur mit Hilfe seiner Kollegin Claudia P.. Nur gemeinsam könnten sie den Safe öffnen.
Die Kriminellen fahren zu ihr nach Milbertshofen und schnappen sich auch Claudia P., fahren mit ihr und dem Kassierer zur Bank. Der Mann von Claudia P. wird gefesselt zurückgelassen. Er wird sich zwei Jahre später – wohl auf Grund der Traumatisierung durch die Tat – das Leben nehmen.

Der Plan funktioniert. Die Bande erbeutet rund 1,5 Millionen Mark. Aber schon beim Aufteilen der Beute werden die beiden Paare gefasst und noch im selben Jahr verurteilt. Paun O. aber entkommt mit 500000 Mark. Er wurde erst im vergangenen Jahr in Österreich mit falschen Papieren gefasst und ausgeliefert.
Aus dem Gefängnis heraus schrieb er bereits Entschuldigungsbriefe an die Opfer. Die Tat habe ihm kein Glück gebracht, er habe alles verloren, Job, Frau, Familie. „Ich kann es nicht wieder gut machen”, gab er sich in den Schreiben ganz reuig.
Seine Opfer schilderten in den neuen Vernehmungen nach der Festnahme ihres Peinigers 2012 die dramatische Stunden in der Gewalt der Bankräuber. Peter H., der Sohn des Kassierers, erzählte unter anderem, was passierte, als Paun O. und seine männlichen Komplizen mit seinem Vater die Wohnung verlassen hätten. Es sei ausgemacht gewesen, dass die Geiseln in der Wohnung von den Frauen erschossen werden, falls sich die Männer nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt telefonisch melden.

Peter H. habe gesagt, dass er als erster erschossen werden will, berichtete ein Ermittler im Zeugenstand. „Und ihnen auch erklärt, wie er erschossen werden will.” Kein Wunder, dass er die Szenen der Geiselnahme auch nach 19 Jahren so lebhaft in Erinnerung hat.

Auch die anderen Opfer konnten sich noch sehr genau erinnern. Paun O. sei der Haupttäter gewesen, berichteten sie. Der Mann, der viel Schnaps trank und seine Komplizen unerbittlich antrieb.
Seine Komplizen bekamen Haftstrafen zwischen fünfeinhalb und siebeneinhalb Jahren. Paun O. wird etwas härter bestraft. Nicht das erste Mal übrigens: Wegen Mordes hat er in Serbien bereits elf Jahre hinter Gittern verbracht.

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