Geht’s noch? München soll laufen lernen - für eine Million

Geht’s nach den Grünen, soll die Konferenz „Walk 21“ nach München kommen – und den Münchnern das zu Fuß gehen näher bringen. Geschätzte Kosten: eine Million.
von  Willi Bock
Er läuft und läuft und läuft: Der "Walking Man" vor der Munich Re in der Leopoldstraße.
Er läuft und läuft und läuft: Der "Walking Man" vor der Munich Re in der Leopoldstraße. © Martha Schlüter

Geht’s nach den Grünen, soll die Konferenz „Walk 21“ nach München kommen – und den Münchnern das zu Fuß gehen näher bringen. Geschätzte Kosten: eine Million.

München -
Seit Wochen wird im Rathaus jeder Cent herumgedreht, um am Ende des Monats einen harten Sparhaushalt beschließen zu können. In dieser Situation wollen die Grünen den Münchnern mit einer internationalen Konferenz jetzt das Gehen nahe bringen. Das kostet geschätzt fast eine Million Euro und schafft zwei neue Planstellen.

„Walk 21“ heißt die wegweisende Konferenz, die weltweit unterwegs ist. Damit München den Zuschlag für 2013 bekommt, muss der grüne Bürgermeister Hep Monatzeder zur nächsten Tagung nach Mexiko reisen, dort mit einem Video von den Vorzügen der Bayern-Metropole schwärmen - und dann den Zuschlag bekommen. Er hat dabei zwei Mitstreiter an seiner Seite: Die Grünen-Stadträte Sabine Nallinger (will wie Monatzeder OB-Kandidat werden) und Paul Bickelbacher. München könne sich damit als „fußgehfreundliche Stadt“ zeigen.

Es ist aber nicht so, dass die Stadt das Gehen mit internationaler Expertenhilfe wirklich neu erfinden muss: Das Planungsreferat arbeitet bereits mit großen Schritten an einem Strategiepapier zur „systematischen Förderung der Mobilität zu Fuß“.

Nächste Woche soll der Stadtrat das beschließen. Das Büro von Hep Monatzeder hat dafür eine Vorlage erarbeitet. Darin werden alle verbalen Klingeltöne von „Ressourcen“ über „Nahmobilität“ bis „Umweltschutz“ bedeutungsschwer abgearbeitet.

Das liest sich dann etwa so: „Nahmobilität bedeutet individuelle Mobilität im räumlichen Nahbereich, vorzugsweise zu Fuß oder mit dem Rad, aber auch mit anderen nicht motorisierten Verkehrsmitteln.“ Das zu Fuß gehen fördere die gute Nachbarschaft, „Handel, Gastronomie und Tourismus“.

Oder: „Zu Fuß gehen verursacht keinen Lärm und keine Schadstoffe, verbraucht wenig Ressourcen und benötigt wenig Raum.“ Oder: „Fußwege sind die Voraussetzung für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Förderung des Fußverkehrs kommt somit dem öffentlichen Personennahverkehr zu Gute.“ Zu Fuß gehen sei „ein Beitrag zur Generationengerechtigkeit“.
Und schließlich wird festgestellt, dass die „systematische Förderung der Mobilität zu Fuß unter dem übergeordneten Ziel einer stadt-, sozial- und umweltverträglichen, sicheren und kostengünstigen Mobilität“ stehe. Und gesund sei es eben auch.

Zur Vorbereitung der internationalen Walk-Konferenz müssten unter Federführung des Bürgermeisters ein Organisationskomitee, ein Programmkomitee und ein Management- und Steuerungskreis gebildet werden. Planungsreferat, Baureferat, Kreisverwaltungsreferat, Gesundheitsreferat und Wirtschaftsreferat sind also allesamt mit von der Partie.

Die Durchführung der Konferenz kostet nach Angaben des Bürgermeister-Büros geschätzte 500 000 Euro. Damit werden auch „alle erwarteten Unterkunfts- und Reisekosten der Walk21-Gremien-Mitglieder“ bezahlt. Darüber hinaus müssen auf zwei Jahre befristet zwei Planstellen „im höheren Dienst“ geschaffen werden. Die würden zusammen rund 230 000 Euro kosten (Beamte wären teurer, wird angemerkt). Der Fußverkehr werde eben, so heißt es, „häufig unterschätzt“. Aber genau das soll sich jetzt bald ändern – mit Hilfe der besagten internationalen Fußgänger-Konferenz.
 

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