Gegen Trickbetrüger: Niemals ohne Pfeiferl

Miese Trickbetrüger, dreiste Abzocker suchen sich arglose Senioren als Opfer. Gut, dass es Herbert Topfstädt gibt – der Ex-Polizist kennt alle Maschen der Gauner und weiß, wie man sich wehrt
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Wenn Gefahr droht, einfach pfeifen: Sicherheitsberater Herbert Topfstädt gibt Rentner Tipps, wie sie sich gegen Trickbetrüger schützen können.
Martha Schlüter Wenn Gefahr droht, einfach pfeifen: Sicherheitsberater Herbert Topfstädt gibt Rentner Tipps, wie sie sich gegen Trickbetrüger schützen können.

MÜNCHEN - Miese Trickbetrüger, dreiste Abzocker suchen sich arglose Senioren als Opfer. Gut, dass es Herbert Topfstädt gibt – der Ex-Polizist kennt alle Maschen der Gauner und weiß, wie man sich wehrt

Auf jedem Teller liegt ein Stück Apfelkuchen, in den Tassen dampft koffeinfreier Kaffee. Doch zum Essen kommen die betagten Herrschaften im Pfarrsaal der Heilig Kreuz Kirche in Giesing nicht. Gebannt lauschen sie dem Mann vor ihnen, gerade jetzt ist sein Tonfall eher düster, denn das Thema ist heikel: Der Enkeltrick.

Perfide Betrüger, dreiste Trickdiebe, miese Abzocker – die Welt der Senioren ist voller Gefahren, so zumindest scheint es, wenn man Herbert Topfstädt zuhört. Der 69-jährige Ex-Polizist ist Sicherheitsberater des Seniorenbeirats der Stadt München. Fast jede Woche hält er Vorträge für Senioren jeden Alters. Auch an diesem Tag in Giesing hat sich eine muntere Rentnertruppe von zwanzig Damen und Herren versammelt. Viele wissen, wovon Topfstädt spricht. Viele wurden selbst schon Opfer.

„Wir dürfen nicht nachlassen, steter Tropfen höhlt den Stein“, sagt Topfstädt und meint den Kampf gegen Trickbetrüger, die es auf Senioren abgesehen haben. Opfer gibt es sogar in seiner eigenen Familie. Sein Vater Kurt wurde schon um 12000 Mark erleichtert. Der hatte einem falschen Kripobeamten die Tür geöffnet, und als der fragte, ob das Ersparte des 91-jährigen noch sicher sei, führte der den Übeltäter zur Beute.

Der Enkel in Geldnot: Ein alter Trick der Betrüger

Die Anekdote löst Betroffenheit bei den Rentnern aus. „Das war ein einschneidendes Erlebnis“, schlussfolgert Topfstädt – doch es hat ihn auch motiviert. Seine Zuhörer sind auf ähnliche Maschen reingefallen. Sie erzählen von Fremden, die sich am Telefon als ihre Enkel ausgaben. Und die Oma fragten, ob sie 500 Euro einem Spezl überreichen könne? Als ihr lieber Enkel bräuchten sie doch so dringend Geld.

Mehrere zehntausend Senioren werden jedes Jahr Opfer von Trickbetrügern, schätzt Topfstädt. Mit seinen Vorträgen will er Rentnern die fatale Arglosigkeit austreiben und ihr Misstrauen stärken. Und: Er will auch unterhalten. „Die Leute wollen auch ein bisserl was zum Lachen.“

Nach dem Vortrag gibt's zur Belohnung - ein Signal-Pfeiferl

Also erzählt Topfstädt Geschichten aus seiner Karriere als Kriminaler. Wie er etwa „in der guten alten Zeit“, als Gehilfe des Staatsanwalts von demselben verpflichtet wurde, einen Schnaps auszugeben. Und wenn seine Zuhörer vor lauter lachen geschwätzig werden, zückt er eine gelbe Karte – als Verwarnung.

Nach einer Stunde Vortrag belohnt Topfstädt seine Zuhörer mit einem Geschenk, dem Signal-Pfeiferl. Immer mitnehmen und reinpusten wenn Gefahr droht, rät er. Und dann gibt Topfstädt noch einen Tipp: „Wenn wieder so ein Enkel anruft, nehmen sie das Pfeiferl ganz nah an den Hörer – und fest pusten.“

R. Keck

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