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Gegen "Hinhaltetaktik": Warnstreik auch an kommunalen Kliniken in München

Angesichts stockender Verhandlungen über höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen für Klinikärzte erhöhte die Gewerkschaft jetzt den Druck, auch in Bayern und München.
von  AZ/dpa
Ärzte demonstrieren auf dem Römerberg in Frankfurt für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Auch in München waren Mediziner an kommunalen Krankenhäusern von der Gewerkschaft Marburger Bund zu Warnstreiks aufgerufen worden.
Ärzte demonstrieren auf dem Römerberg in Frankfurt für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen. Auch in München waren Mediziner an kommunalen Krankenhäusern von der Gewerkschaft Marburger Bund zu Warnstreiks aufgerufen worden. © Lando Hass/dpa

München - Der Marburger Bund hat für den heutigen Montag (16. September) bundesweit 60.000 Ärztinnen und Ärzte an den kommunalen Kliniken zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Die Ärztegewerkschaft entschloss sich zu diesem Schritt bereits nach zwei erfolglosen Verhandlungsrunden mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA).

Warnstreik an Münchner Kliniken: Notdienste vereinbart

Die VKA habe "keine Bereitschaft zu konstruktiven Verhandlungen" gezeigt und jede Forderung nach einer Verbesserung der Regelungen zu Schicht- und Wechselschichtdiensten abgelehnt: "Diese destruktive und respektlose Haltung der VKA erfordert ein klares Stoppsignal."

In Bayern sind alle rund 200 von einer Kommune betriebenen Kliniken betroffen – in München, Nürnberg, Rosenheim, Bayreuth, Ingolstadt oder Schweinfurt. In Unikliniken oder privaten Krankenhäusern werde regulär gearbeitet, hieß es. Beim letzten Warnstreik in München waren im März sowohl die beiden Unikliniken als auch das Deutsche Herzzentrum involviert. Für die Streikzeit wurden laut Gewerkschaft vor Ort Notdienste mit den Kliniken vereinbart.

Die zentrale Warnstreik-Kundgebung fand auf dem Römerberg in Frankfurt am Main statt. "Wir können die Blockadehaltung der VKA nicht länger hinnehmen", wird Dr. Andreas Botzlar, Landesverbandsvorsitzender des Marburger Bundes Bayern, in  der Mitteilung zitiert: "Die kommunalen Krankenhäuser lassen in den Tarifverhandlungen für unsere Kolleginnen und Kollegen wertvolle Zeit verstreichen – absichtlich, ohne dass erkennbare Fortschritte in den Verhandlungen gemacht werden. Wir begegnen einer Hinhaltetaktik, die jede Form von Wertschätzung vermissen lässt."

8,5 Prozent: Marburger Bund fordert Gehaltserhöhung für Ärzte

In den Tarifverhandlungen fordert der Marburger Bund eine lineare Erhöhung der Gehälter um 8,5 Prozent bezogen auf ein Jahr. Bei der angestrebten Reform der Schicht- und Wechselschichtarbeit will der Marburger Bund die schwer zu kontrollierenden und teilweise manipulationsanfälligen Tarifregelungen durch ein deutlich vereinfachtes System ersetzen.

Warnstreik geht unmittelbar vor nächster Verhandlungsrunde über die Bühne

Die Gewerkschaft will damit auch Tendenzen an den kommunalen Kliniken begegnen, bestehende Bereitschaftsdienstmodelle durch vermeintlich günstigere Schichtdienstmodelle zu ersetzen. Auch sollen die Regelungen zur rechtzeitigen Dienstplanung auf die Arbeit in Schichten ausgedehnt werden. Daneben stehen auch Verbesserungen für Ärzte, die regelmäßig Rufbereitschaft leisten, und eine deutliche Anhebung der Bereitschaftsdienstentgelte auf dem Plan. 

Warnstreik der Ärzte: Das sagen die Arbeitgeber

Die Arbeitgeber halten die Forderungen der Gewerkschaft für deutlich überzogen. "Es ist für uns schwer verständlich, dass die Ärztegewerkschaft in dieser für uns Krankenhäuser prekären Situation zu Warnstreiks aufruft", sagte VKA-Verhandlungsführer Dirk Köcher. Die Ärzte hätten erst im April 2024 eine Anhebung ihrer Bezüge um vier Prozent erhalten. Viele kommunale Krankenhäuser befänden sich in einer finanziell prekären Situation. 

Der Warnstreik ging unmittelbar vor der nächsten Verhandlungsrunde am Dienstag über die Bühne: Marburger Bund und VKA verhandeln am 17. und 18. September in Berlin weiter.

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