Gegen den Büro-Ärger
Das AZ-Interview mit Monika Henschel vom "Henschel Quartett"
Vor 14 Jahren fanden die drei Geschwister Henschel in Mathias Beyer-Karlshoj den idealen Cellopartner. Sie gewannen viele Wettbewerbe und zählen heute zu den besten deutschen Kammermusikformationen.
AZ: Frau Henschel, was hält ein Quartett zusammen?
MONIKA HENSCHEL: Das fragen wir uns auch jeden Tag. Neben der Musik sind es die Konzertreisen in Städte wie Madrid und Florenz. Ich liebe Museen. Mir geht es einfach gut, wenn ich auf einer Piazza einen Cappuccino trinke.
Fahren Sie zusammen zum Bahnhof oder nimmt jeder von Ihnen ein eigenes Taxi?
Wir passen zusammen auch ins kleinste Auto. Die drei auf der Rückbank nehmen das Cello auf den Schoß. Für die Koffer ist immer noch irgendwo Platz. Unsere Technik ist da rekordverdächtig.
Wie einigen Sie sich zu viert auf neue Stücke?
Musikalische Entscheidungen fallen demokratisch. Das ist für mich der Vorzug eines Quartetts. Manches hat uns einfach erwischt: Als wir vor Jahren am ARD-Wettbewerb teilnahmen, war ein Werk von Alberto Ginastera Pflichtstück. Seitdem spielen wir es mit Erfolg.
Hat es Kammermusik nicht immer schwerer?
Ich ärgere mich über dieses Gejammer. Natürlich bricht manches weg. Aber auch Neues entsteht – ein normaler menschlicher Prozess. Wir spielen oft in Grünwald, Pullach und Vaterstetten. Diese Orte haben ein eigenes, gut besuchtes Konzertleben. In Kopenhagen und London existiert eine Kammermusik-Subkultur für junge Leute unter 20. Hier entsteht eine neue Generation von Liebhabern, die ohne Schranken im Kopf aufwächst und Neue Musik mag.
Heute spielen Sie gediegene Klassiker. Wie entsteht so ein Programm?
Der 200. Geburtstag von Mendelssohn Bartholdy wirft seinen Schatten voraus. Wir haben eine Gesamteinspielung seiner Quartette aufgenommen, daher erwartet man ein Stück wie op. 44 Nr. 2 von ihm. Beethovens „Komplimentier-Quartett“ hat seinen Namen von seinen Themen im ersten Satz, die wie eine Verbeugung wirken. Es ist als Einstieg sehr beliebt, weil es gute Laune macht und dem Publikum hilft, den Ärger im Büro und bei der Parkplatzsuche zu vergessen.
Ist das Quartett Nr. 5 von Béla Bartók wirklich so schwer?
Es war ein harter Kampf, weil es rhythmisch sehr verzwickt ist. Meistens wird dieses Werk sehr hart und wild gespielt. Wir haben es in den 1990er Jahren in den USA mit Louis Krasner und Eugene Lehner einstudiert, die noch mit dem Komponisten selbst gearbeitet haben. Sie haben uns gesagt, dass Bartók nicht nur Muskeln, sondern auch Eleganz braucht.
RBR
Prinzregententheater, 20 Uhr. Karten zwischen 26 und 48 Euro an der Abendkasse