Gefragt in Coronazeiten: Alleinlage, eigene Quelle, Jagdrevier

Ein Luxus-Makler erzählt von Kunden, die im Hubschrauber kommen, Burgenkauf gerade in Zeiten der Krise – und dem Glück, ein Seegrundstück für sich arbeiten zu lassen.
von  Laura Meschede
Oliver Herbst ist Makler für Luxusimmobilien.
Oliver Herbst ist Makler für Luxusimmobilien. © ho

München - Oliver Herbst ist Makler für Luxusimmobilien. Ein Gespräch über Schlosskäufe in Zeiten von Corona.

AZ: Herr Herbst, welche Luxusimmobilie empfehlen Sie für die Corona-Krise?
OLIVER HERBST: Aktuell verkaufen wir beispielsweise die Burg Marquartstein. Die hat sogar eine Zugbrücke, da kommt Corona gar nicht zur Tür herein. Die Burg liegt ganz oben auf einem Felsen, ganz allein, und sie hat einen privaten Schlossgarten. Dort kann man während der Krise ganz bequem über Marquartstein thronen, ganz ohne Ansteckungsgefahr.

Oliver Herbst ist Makler für Luxusimmobilien.
Oliver Herbst ist Makler für Luxusimmobilien. © ho

Und was kostet das?
Ganz genau darf ich Ihnen das nicht sagen, aber: Die Burg liegt ungefähr zwischen zehn und 20 Millionen Euro.

Bekommen Sie jetzt viele Anfragen von Superreichen, die nach zusätzlichen Aufenthaltsorten für die Zeit der Ausgangssperre suchen?
Viele Anfragen bekommen wir aktuell nicht. Der Markt ist gewissermaßen in Schockstarre. Für gewöhnlich bekommen wir bis zu 100 Anfragen am Tag, aktuell sind es nur eine bis drei. Aber die Anfragen, die wir kriegen, sind dafür wirklich hochqualifiziert! Und natürlich spielt dabei Corona eine große Rolle.

Inwiefern?
Kürzlich hatte ich beispielsweise eine Anfrage einer Familie aus Norddeutschland. Denen hat Markus Söders Politik in der Corona-Krise gut gefallen und sie wollten deswegen gern explizit einen abgeschiedenen Landsitz in Bayern kaufen. Faktoren wie Alleinlage, eigene Quelle und die Möglichkeit zur Selbstversorgung spielen gerade eine große Rolle.

Fliegen Ihre Kunden dann jetzt während der Ausgangssperre mit dem Privatjet von Haus zu Haus?
Das gibt es. Kürzlich hatte ich beispielsweise einen Interessenten, der bei mir ein Jagdschloss kaufen wollte. Der hatte sich eigentlich nur für das Wildgehege des Schlosses interessiert, wegen der Eigenjagd. Aber als ich dann erwähnt habe, dass das Grundstück einen Helikopter-Platz hat, ist er hellhörig geworden. Und hat gleich gefragt, ob er dann mit seinem eigenen Helikopter zur Besichtigung kommen könnte. Ich hab dann darum gebeten, ob er mich mitnehmen könne. Und das ging! Also sind wir in seinem Helikopter zur Besichtigung geflogen.

Das ist natürlich praktisch.
Und wie! Gerade aktuell ist man mit einem privaten Fluggerät einfach viel mobiler. Vor Kurzem hatte ich Kontakt mit Kunden, die in Ihrem Zweitwohnsitz auf Mallorca waren, als die Grenzen geschlossen wurden. Hätten die nicht einen Privatjet gehabt, sie wären gar nicht mehr zurück nach Bayern gekommen.

Trotzdem sprechen Sie von einer "Schockstarre". Woraus erklären Sie sich die?
Das liegt an der Wirtschaftskrise, die gerade begonnen hat. Jetzt wollen erstmal alle Liquidität. Zum Beispiel hatte ich einen Käufer für ein Grundstück – gar nicht so groß, 1.400 Quadratmeter nur, aber unglaublich schön – der hatte ursprünglich 23 Millionen Euro geboten. Und hat dann aber im letzten Moment abgesagt. Weil er das Geld nun eben gerade doch in der Firma braucht. Alle halten jetzt erstmal inne. Und warten ab, wie der Markt sich entwickelt ... Und dazu kommt, dass man ja niemanden mehr treffen soll. Viele Notare haben deswegen geschlossen und persönliche Besichtigungen sind auch nicht mehr möglich.

"Segeln, schwimmen – und nebenher wächst der Wert. Beliebt!"

Sind das schlechte Nachrichten für Sie?
Für mich ist das gerade eine Zeit der Entschleunigung. Sonst habe ich eine 80-Stunden-Woche, jetzt komme ich endlich mal dazu, mit der Familie Tischtennis zu spielen. Und langfristig bin ich positiv, zumindest was die Luxusimmobilien betrifft. Ich kann mir zwar gut vorstellen, dass auf dem "normalen" Kaufmarkt die Preise jetzt erst mal stagnieren oder gar heruntergehen, weil sich die Leute die Kredite für ihre 2- oder 3-Zimmer-Wohnungen nicht mehr leisten können. Aber im Bereich der Seegrundstücke beispielsweise wird die Entwicklung sicher eine Positive sein.

Warum?
Seeufer-Immobilien sind als knappes Gut ohnehin schon sehr gefragt. Ich denke, nach der Krise wird es noch einen größeren Run auf solche Immobilien geben. Die Regierungen pumpen ja jetzt riesige Mengen Geld auf den Markt. Eine Billion Euro! Das sind 1.000 Milliarden. Das wird eine Riesen-Inflation geben! Und das wird Immobilien wie unsere Seegrundstücke, die ja Unikate sind, sicher noch beliebter machen. Meine Firma Immovision misst jedes Jahr jetzt schon Wertzuwächse von zirka acht Prozent. Und unsere Immobilien sind ja nicht nur Wertanlagen, man kann darin auch wohnen. Da kann dann die Ehefrau segeln, die Kinder schwimmen im Starnberger See direkt vor der privaten Villa und währenddessen verdient man dann damit auch noch Geld. Ich denke, das wird sogar noch mehr an Beliebtheit gewinnen!

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