Gefängnis - Zehn Monate für Exhibitionisten

MÜNCHEN Er ist geschieden und hat ein Problem mit Frauen: „Ich weiß nicht, wie man sie anspricht. Darum bin ich extra auf eine Flirt-Schule gegangen. Aber es klappt nicht“, sagt der Kaufmann Klaus-Dieter B. (58) vor dem Münchner Amtsgericht. Darum zieht er blank, wenn er eine Frau sieht, die ihm gefällt.
Jetzt sitzt Klaus-Dieter B. wegen exhibitionistischen Handlungen in drei Fällen auf der Anklagebank. Am 29.September ist er Nachmittags in der S6 Richtung Tutzing. Der Angeklagte sieht Hanna A. (17, Name geändert). Sie hat blonde Haare, lange Beine und einen Schmollmund. Plötzlich überkommt es den Kaufmann, er greift zum Reißverschluss und entblößt sich.
Als die S-Bahn in Pasing stoppt, flieht die junge Frau aus dem Waggon. Sie erstattet sofort Anzeige. Im Oktober 2010 fährt er gegen 17.23 mit der S7 Richtung Hauptbahnhof. Gegenüber von ihm sitzt eine 18-Jährige vor der er sich entblößt. Am 9.Juli diesen Jahres greift er in der S6 Richtung Tutzing in seine Hose.
Eine 17-Jährige ist geschockt. Bei der Polizei sagt sie: „Ich habe mich sehr belästigst gefühlt und hatte Angst.“ Richter Andreas Forstner: „Bei den Taten über Sinn und Unsinn zu philosophieren, ist ohnehin umsonst. Sie sind ja bereits einschlägig vorbestraft. Stimmen die Vorwürfe?“
Mit leiser Stimme gesteht der Angeklagte: „Ich stand plötzlich unter Stress. Ich war vorsichtig und habe meine Tasche dabei so gehalten, dass man nichts sieht.“ Anscheinend habe die Tasche nicht alles verdeckt, gibt Forstner zu bedenken und will wissen, warum er damals im Gefängnis keine Therapie gemacht hat. Klaus-Dieter B.: „Ich saß 25 Monate in Landsberg am Lech. Da gibt es keine Therapiemöglichkeit.“
Jetzt ist er aber bei einem Sexual-Therapeuten am Harras: „Der kann mir helfen.“ Er habe einen Maßnahmenkatalog, wenn er wieder unter Stress stehen sollte: Er trage nur zugenähte Hosen, meide die S-Bahn und mache einen großen Bogen um junge Frauen.
Richter Forstner will wegen der vielen Vorstrafen keine Bewährung mehr aussprechen: „Zehn Monate Haft. Man muss auch an die Opfer denken. Wenn sie in der S-Bahn sitzen und einfach auspacken. Das sind junge Heranwachsende, die haben daran ganz schön zu knabbern.