Gefährliche Staustufe: Die Isar wird entschärft

Vor einem Jahr ertranken hier zwei Studenten. Jetzt wird an der Mollbrücke in Unterföhring das Wehr umgebaut. 15000 Tonnen Steine sollen neuen Lebens- und Erholungsraum für Mensch und Tier schaffen
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Schwerstarbeit: 15000 Tonen Steine werden an der gefährlichen Stelle in der Isar versenkt.
az Schwerstarbeit: 15000 Tonen Steine werden an der gefährlichen Stelle in der Isar versenkt.

UNTERFÖHRING - Vor einem Jahr ertranken hier zwei Studenten. Jetzt wird an der Mollbrücke in Unterföhring das Wehr umgebaut. 15000 Tonnen Steine sollen neuen Lebens- und Erholungsraum für Mensch und Tier schaffen

Ein Bermuda-Dreieck sei die Isar an der Mollbrücke, sagt Unterföhrings Bürgermeister Franz Schwarz. Ein gefährliches Stück Natur zwischen München, Ismaning und Unterföhring. Vor einem Jahr ertranken hier zwei Studenten (AZ berichtete). Derzeit wird die Isar an dieser Stelle entschärft. Ein Viertel ist fertig.

4000 Tonnen Steine sind dafür in die Isar geschüttet worden. 15000 Tonnen werden es am Ende sein, die meisten in bis zu drei Metern Tiefe. Nur wenige davon sind an der Oberfläche sichtbar. Durch die Aufschüttung entsteht eine so genannte raue Sohlrampe, eine Art Treppe, über die die Isar sanft dahinfließt. „Das verleitet weniger dazu, hier ins Wasser zu springen“, sagt Projektleiter Stephan Kirner vom Wasserwirtschaftsamt. Genau wegen eines solchen Übermuts starben Sebastian S. (†30) und sein Freund Sebastian W. (†27). am Karfreitag 2009 nach einem Biergartenbesuch. Am Wehr stürzt das Wasser 3,7 Meter an einer Betonmauer entlang in die Tiefe und wird zu einer Wasserwalze – diese drückte die Männer auf den Grund. Die Leiche von Sebastian W. gab die Isar erst nach Wochen frei. „Ich kannte beide Männer gut, einer wohnte in meiner Nachbarschaft“, sagt Bürgermeister Schwarz, den das Schicksal der beiden immer noch nachdenklich stimmt.

Doch die Tonnen an Steinen entschärfen nicht nur die Gefahrenstelle: Sie geben Fischen, Vögeln und Insekten Lebensraum zurück. „Wir bauen den Tieren eine neue Wohnung“, sagt Christoph Hillenbrand, Regierungspräsident von Oberbayern. Mit der geplanten Verwilderung der Isar soll das Defizit an Lebensraum ausgeglichen werden. „Wir haben dort bisher keine Bestnoten“, sagt Hillenbrand.

Bislang konnten selbst große heimische Fische wie Huchen oder Bachforellen die Betonmauer nicht überqueren. Durch die raue Sohlrampe als Treppe soll es in Zukunft für die Tiere leichter sein, die Isar stromaufwärts hoch zuspringen.

„Die Steine müssen so platziert werden, dass es Becken zum Ausruhen für die Fische gibt und das Wasser fließt, ohne zu schäumen“, sagt Kirner. Der Kranführer, der die Steine legt, muss deshalb immer wieder auf den neuen Fluss des Wassers eingehen. Bis Oktober soll die sanfte Isar an der Mollbrücke fertig sein.

Anne Kathrin Koophamel

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