Gefährliche Bakterien im Rechts der Isar - 18 Patienten infiziert
MÜNCHEN - Der Erreger Acetinobacter ist ein gefährlicher Keim - bei 18 Patienten im Klinikum wurde er nachgewiesen. Experten kritisieren mangelnde Hygiene.
Er ist lautlos, unsichtbar und gefährlich: „Acetinobacter baumanii“ heißt der tödliche Erreger. Vor allem in Lazaretten in Afghanistan und Irak lauert das Bakterium – und im Münchner Klinikum rechts der Isar. Dort tragen 18 Patienten den Erreger in sich.
Acetinobacter ist ein multiresistenter Erreger – übliche Antibiotika schlagen nicht an. Deshalb ist er so gefährlich. Fünf Patienten des Klinikums leiden an Krankheiten wie Lugenentzündung und Wundinfektionen, die wohl von den Bakterien ausgelöst wurden. Die Erkrankten wurden isoliert. Laut Klinikleitung kümmere sich ein Krisenstab gemeinsam mit dem Referat für Umwelt und Gesundheit (RGU) um die Eindämmung und die Frage: Wie kam der Keim ins Klinikum?
Laut kanadischen Ärzten tragen rund 40 Prozent der NATO-Soldaten in Afghanistan den Erreger, der vor allem im asiatischen und arabischen Raum vorkommt. Dass Acetinobacter von Soldaten eingeschleppt wurde, ist unwahrscheinlich. Es waren wohl eher Urlauber.
Beatrice Grabein, Mikrobiologin am Uni Klinikum Großhadern: „Es kommt häufig vor, dass Urlauber, die im Ausland behandelt wurden, den Erreger in heimische Krankenhäuser tragen.“
Für die Ausbreitung der Keime können diese jedoch nichts. Eher seien die Kliniken selbst schuld, meint Walter Popp von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene: „Das Personal arbeitet am Anschlag – da kommt die Hygiene oft zu kurz.“ Als Grundübel sieht Popp den Kostendruck. Oft werde an der Hygiene gespart.
Theresa Schopper, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, fordert sogar eine „gesetzliche Hygieneverordnungen im Kampf gegen Infektionsherde“. Auf einen langen Kampf kann sich das Klinikum rechts der Isar einstellen. Experte Popp: „Auch in der Uni Klinik Essen hatten wir den Keim – und große Probleme, ihn los zu werden.“
R. Keck