Gedenkfeier für Dominik Brunner: Trauer um den „Schutzengel der Kinder“

Mehr als 1000 Menschen gedachten bei einem Gottesdienst am Sollner S-Bahnhof des ermordeten Dominik Brunner.Außerdem stand München still: Für 60 Sekunden hielten alle Trambahnen, Busse und Bahnen an, als die Trauerfeier begann.
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Mehr als 1000 Menschen gedachten bei einem Gottesdienst am Sollner S-Bahnhof des ermordeten Dominik Brunner.Außerdem stand München still: Für 60 Sekunden hielten alle Trambahnen, Busse und Bahnen an, als die Trauerfeier begann.

MÜNCHEN Punkt 18.30 Uhr standen alle S-Bahnen, U-Bahnen, Busse und Trambahnen für eine Minute still. Überall in der Stadt gedachten die Menschen Dominik Brunner, der vor knapp einer Woche getötet wurde, als er vier Teenager vor zwei Schlägern beschützte. An der Trauerfeier im Bahnhof Solln, in unmittelbarer Nähe des Tatorts, nahmen rund 1100 Menschen teil.

„Dominik Brunner hat der Zivilcourage ein Gesicht gegeben“, sagte der evangelische Pfarrer Christian Wendebourg. „Sein Mut hat vier Kinder geschützt.“ Zu Beginn der Andacht wurde am Mittwochabend eine kurze Grußbotschaft von Brunners Eltern verlesen. Darin bedankten sie sich für die große Anteilnahme der Bevölkerung.

„Dominik war ein ganz besonderer Mensch, er wird der Welt fehlen“, sagte eine Freundin aus Ergoldsbach. Sie kennt Brunner seit dem Kindergarten und war für die Trauerfeier aus Niederbayern angereist. Eine andere Frau kam extra aus Marktoberdorf im Allgäu: „Es war eine spontane Idee, weil Dominik Brunner so ein toller Mann war.“

Der Bahnsteig, auf dem Dominik Brunner am Samstagabend sein Leben verlor, verwandelte sich in kürzester Zeit in ein Meer aus Blumen und Kerzen. Auffallend viele Eltern kamen mit ihren Kindern, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. „Schutzengel der Kinder“, schrieb ein Vater als letzten Gruß auf eine Karte. Andere legten Rosen nieder. Viele zupften dabei ein Blütenblatt ab. „Stecken sie es als Zeichen der Solidarität und der Erinnerung ein“, forderte Pfarrer Christian Wendebourg die Trauernden auf .

In der ganzen Stadt hielten Menschen am Mittwochabend inne, um der mutigen Tat zu gedenken. Der komplette MVV-Verkehr ruhte für 60 Sekunden. „Die Leute waren ganz still und zeigten Verständnis – und das zurecht, sagt Straßenbahnfahrer Dieter Krause. Am Stachus versammelten sich die Menschen ebenfalls. Versuchsingenieur Markus Mayerhöfer: „Ich finde die Aktion gut, weil das einfach der Hammer ist, was da passiert ist.“

Betroffenheit, Fassungslosigkeit und Wut

"Betroffenheit, Bestürzung, Fassungslosigkeit – ja, auch Wut – waren in den vergangenen Tagen unsere Begleiter“, betonte der Sollner Pfarrer, Dekan Wolfgang Neidl in seiner Trauerrede. „Die Täter müssen bis ans Ende ihrer Tage mit dieser Schuld leben.“ Deutliche Kritik übte Pfarrer Neidl auch an deren Familien: „Was muss in ihnen alles vorgefallen, sein, damit zwei Jugendliche eine so brutale und rücksichtslose Tat begehen.“ Es müsse mehr darauf geachtet werden, was in unseren Familien passiert, so sein Appell.

An die vier Kinder, die Dominik Brunner beschützt hat, richtete der Geistliche tröstende Worte: „Sie haben etwas Schreckliches erlebt, das sie niemals vergessen werden.“ Die Buben und Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren mussten hilflos zusehen, wie ein Menschen totgeschlagen wurde. Der Schock darüber sitzt so tief, dass sie bisher nicht in der Lage waren, ihre Erlebnisse den Beamten der Mordkommission zu schildern. R. Hub, C. Hellermann

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