Gebühren-Hammer: Stadtsparkasse schafft kostenloses Girokonto ab

Ab dem kommenden Jahr müssen auch Bestandskunden eine Kontoführungsgebühr bezahlen. Die Sparkasse bewirbt das Gratis-Konto trotzdem.
von  Sophie Anfang, Steffen Trunk
Die Zentrale der Stadtsparkasse im Tal in München.
Die Zentrale der Stadtsparkasse im Tal in München. © imago/Rüdiger Wölk

München - Bequemes Banking online und mobil", "komplett ohne Papierkram" und dann auch noch für null Euro im Monat - so wirbt die Stadtsparkasse auf ihrer Webseite um Neukunden für ihr "Girokonto Online".

Girokonto für null Euro? Nicht mehr bei der Stadtsparkasse München!

Der Deal: Wer monatlich einen Zahlungseingang von 1.750 Euro auf seinem Konto vorweisen kann, muss keine Kontoführungsgebühr entrichten. Für anderes, zum Beispiel Kontoauszüge am Automaten oder Überweisungen an den Service-Automaten in den Stadtsparkassen-Filialen, fallen hingegen Gebühren an.

Viele Kunden stört das jedoch nicht, denn Überweisungen oder der Blick aufs Konto lassen sich ja bequem mobil oder am PC erledigen - dafür kostet das Online-Konto bei der Sparkasse ja auch nichts.

Ab 2021 kostet das Girokonto 35 Euro 

Zumindest noch. Denn die Stadtsparkasse München wird zum 1. Januar 2021 ihre Gebühren anpassen. Das geht aus einer Anlage zum Girokontovertrag hervor, die einem potenziellen Neukunden der Sparkasse vorgelegt worden ist. Der AZ liegt das Dokument vor.

Das kostenlose Girokonto ist damit passé. Ab Januar wird die Sparkasse pro Monat 2,25 Euro Kontoführungsgebühr verlangen. Für die Bereitstellung der EC-Karte fallen im Jahr 8 Euro an. In den derzeit noch gültigen Geschäftsbedingungen werden beim Online-Konto pro Jahr 7,75 Euro für die Sparkassen-EC-Karte berechnet.

Praktisch schaut's also so aus: Für das Online-Konto, für das neben den Kosten für die EC-Karte lediglich knapp 8 Euro fällig wurden, müssen Kunden ab dem kommenden Jahr 35 Euro berappen.

Gleichzeitig werden die Gebühren für bestimmte Service-Leistungen angehoben. Wer seinen Kontoauszug am Automaten ausdrucken will, zahlt dafür künftig 2,70 statt wie bisher 2,60 Euro.

Gebühren-Hammer auch für Bestandskunden

Neukunden, die bei der Sparkasse gerade deshalb ein Konto abschließen wollten, weil die Bank mit den Kontoführungsgebühren ab 0 Euro wirbt, sind verärgert. "Ich bin nur deshalb zu denen in die Filiale gegangen", erzählt ein Münchner, der sich seinen Bankwechsel nun doch lieber wieder überlegen will.

Und auch Bestandskunden könnten sich bald ärgern: Denn die neuen Tarife werden ab Beginn des kommenden Jahres auch für sie gelten. "Alle betroffenen Kunden werden im Verlauf der nächsten Tage rechtzeitig vor Eintreten der Änderung darüber schriftlich informiert", sagt Joachim Fröhler, Sprecher der Stadtsparkasse auf AZ-Nachfrage. Kunden können ihr Konto wegen Preisänderungen bis zum Jahresende kündigen.

Neukunden weise man schon jetzt auf das neue Preismodell hin. Im Internet warb die Stadtsparkasse gestern jedoch weiterhin mit ihrem Konto "ab 0,00 Euro".

Sparkasse München erhöht Preise für Konten

Auch ein anderes Kontomodell ist von leichten Preiserhöhungen betroffen: das "Privatgirokonto Individual". Es kostet bislang 3,05 Euro im Monat, dafür kann man Kontoauszüge an Automaten ziehen. Künftig wird es leicht erhöht auf 3,15 Euro im Monat (ab dem Jahreswechsel). Auch einzelne Servicegebühren steigen leicht.

Bei der Sparkasse hält man auch das neue Angebot weiterhin für attraktiv. Durch Beratung, telefonische Erreichbarkeit und Online-Services biete man ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. "Fest steht, dass jedes Konto Kosten verursacht - auch rein online geführte Konten", so Sprecher Joachim Fröhler. Die meisten Banken verzichteten inzwischen auf kostenlose Girokonten.

Das habe auch mit der generellen wirtschaftlichen Lage zu tun: "Alle Banken spüren die immer stärker werdenden Belastungen bei den Erträgen durch die anhaltende EZB-Niedrigzinspolitik."

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