GDL-Streik am Dienstag: Darauf müssen sich Bahnreisende in München und Bayern einstellen

München – Nach dem Streik von Donnerstag auf Freitag vergangene Woche ruft die Gewerkschaft GDL erneut zum Streik auf: Am Dienstag, 12. März, wird der Personenverkehr bundesweit seit 2 Uhr bestreikt. Dauern soll der Streik 24 Stunden– also bis Mittwoch um 2 Uhr.
Im Güterverkehr begann der Streik der Bahn bereits am Montagabend um 18 Uhr. Somit begannen die von GDL-Chef Claus Weselsky angekündigten "Wellenstreiks". Das bedeutet, dass die Bahn und die Fahrgäste nun nicht mehr 48 Stunden im Voraus über Streiks informiert werden. Die Deutsche Bahn geht juristisch dagegen vor und hat am Montag einen Eilantrag beim Arbeitsgericht in Frankfurt am Main eingereicht. Der Konzern kritisiert, dass der Streik weniger als 24 Stunden vorher angekündigt wurde. Die Klage wurde jedoch abgewiesen, der Streik darf stattfinden. Die Bahn legte am Dienstag Berufung beim Hessischen Landesarbeitsgericht ein, doch auch dort scheiterte, die Behinderungen dauern also an.
Trotz GDL-Streik: Ein Grundangebot der DB soll fahren
Die DB teilt mit, dass es während des Streiks ein Grundangebot im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr geben soll. Auskunft darüber gibt es auf den Websites und Apps der DB. Außerdem bietet die DB eine kostenlose Sonderhotline unter 08000 99 66 33 an.
In München sollen alle S-Bahn-Linien zumindest im Stundentakt fahren. Die S 1 fährt zwischen Ostbahnhof und Freising alle 60 Minuten und fährt nicht zum Flughafen. Die S 2 verkehrt zwischen Markt Schwaben und Dachau alle 20 bis 40 Minuten, auf den übrigen Abschnitten im Stundentakt. Die Linien S 3, S 4, S 6 und S 7 verkehren im Stundentakt. Die Linie S 8 fährt zwischen Pasing und Flughafen alle 20 Minuten, zwischen Pasing und Germering alle 20 bis 40 Minuten sowie zwischen Germering und Herrsching alle 60 Minuten. Die S 20 entfällt.
Zu beachten: Wegen Baustellen auf der Stammstrecke kann es trotzdem zu Einschränkungen kommen. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch fährt die Linie S 6 von 21:40 Uhr bis 4:40 Uhr als einzige Linie zwischen Ostbahnhof und Pasing. Auf der Linie S7 besteht von 21:30 Uhr bis 3:30 Uhr zwischen Perlach und Kreuzstraße ein Ersatzverkehr. Bitte auch hier vor Fahrtantritt die Hinweise auf der Website der Deutschen Bahn beachten.
Trotz GDL-Streik: Mit diesen Anbietern können Sie in Bayern noch reisen
Alle Reisenden in Bayern, die nicht auf das Homeoffice oder das Auto setzen können, sind trotz des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL nicht völlig verlassen. Die Deutsche Bahn (DB) ist zwar der größte Anbieter in Deutschland und auch in Bayern, aber seit dem Ende des Bahnmonopols gibt es verschiedene private Anbieter. Und die haben sich im Gegensatz zu DB bereits mehrheitlich mit der GDL geeinigt. Die Folge: Ihre Strecken werden auch beim großen Lokführerstreik betrieben.
BRB, Alex, Go Ahead und viele andere fahren während Streik
Und das sind nicht wenige: Die Abendzeitung listet hier alle Betreiber auf, die durch den Streik fahren. Auch hier sollten Sie sich jedoch vor Fahrtantritt auf der jeweiligen Website des Betreibers über mögliche Änderungen informieren.
Die Bayerischen Regiobahn BRB ist der größte Anbieter nach der Deutschen Bahn in Bayern. Hierzu gehören viele Strecken im Chiemgau-Inntal, z.B. von München nach Salzburg oder nach Kufstein, oder ins Oberland nach Tegernsee oder Bayrischzell, aber auch im Altmühltal ist die BRB unterwegs.
Agilis fährt rund um Regensburg nach Passau, Ingolstadt, Ulm und Richtung Nürnberg. Auch hier wird mit Beeinträchtigungen gerechnet.
Der Alex, der mit dem RE 25 und RE 23 München über Regensburg mit Prag und Schwandorf mit Hof verbindet, fährt laut Angaben des Betreibers.
Go-Ahead steuert in Bayern von München aus Augsburg, Lindau, Würzburg, Aalen und Ulm an.
Die ÖBB, die Österreichische Bundesbahn, pendelt auch nach Deutschland, während des Streiks der GDL allerdings eingeschränkter als im Normalbetrieb. Während des Streiks kann es laut ÖBB "grenzüberschreitend zu Ausfällen von Zügen von/nach Deutschland" kommen "und auch innerhalb Deutschlands wird der Zugverkehr weitgehend eingestellt."
Im bayerischen Grenzgebiet fahren außerdem die Züge der Erfurter Bahn, der Hessischen Landesbahnund der SWEG, der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH.
Wichtig: Fahrgäste müssen den Fahrplan im Blick haben
Auch wenn Betreiber wie BRB, Alex und Co. auf ihren Seiten angeben, dass ihre Dienste zur Verfügung stehen – ganz so einfach ist es für die Reisenden leider doch nicht. Die Züge könnten wegen des Streiks überfüllt sein, teilweise reisen Lokführer und Zugpersonal selbst mit der Deutschen Bahn an und kommen wegen des Streiks nicht an ihren Arbeitsplatz, was schlussendlich auch zu Zugausfällen bei der DB-Konkurrenz führen kann. Außerdem gehören die Fahrdienstleiter – sie arbeiten in den Stellwerken und kümmern sich um die Weichen – zur GDL und befinden sich damit im Streik. Wegen ihrer Schlüsselposition im Bahnnetz sind auch Betreiber wie BRB und andere indirekt von dem Streik betroffen.
Der Kampf um die 35-Stunden-Woche geht weiter
Der Streik der GDL ist nun der sechste Arbeitskampf im seit Monaten andauernden Tarifkonflikt. Am Sonntag war das Ultimatum der GDL an die Bahn ausgelaufen. Gewerkschaftschef Weselsky hatte die Deutsche Bahn dazu aufgefordert, bis Sonntagabend ein besseres Angebot vorzulegen. Dies ist nicht passiert– der Streik ist die Folge davon.
Die Gewerkschaft verweist darauf, dass sie ihre 35-Stunden-Forderung bereits bei 28 anderen Eisenbahnunternehmen durchsetzen konnte. Diese Tarifverträge stehen allerdings unter dem Vorbehalt eines anderen Abschlusses bei der Bahn. Sollte dort eine andere Regelung beschlossen werden, würden die Verträge bei den Wettbewerbern angepasst. Das will die GDL vermeiden.
Fahrgastverband Pro Bahn: "Es ist kein Spaß"
"Es ist kein Spaß", sagt Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn München der AZ. Wer kann, dem rät er, zuhause zu bleiben. Ansonsten heiße es, gute Nerven zu behalten. Wobei einiges ja fahre: Von München könne man in in Richtung Salzburg fahren und auch in Richtung Augsburg würde es gehen.
Doch wie sieht es über längere Strecken aus – nun, da auch das Flugzeug keine Alternative ist? Er kenne jemanden, der bei einem der Streiks von München nach Berlin gefahren sei, sagt Barth. Das gehe, man müsse halt wissen, ob es einem das wert sei. Denn mit Einschränkungen und Wartezeiten wird das vermutlich verbunden sein.
Die Bundesregierung machte indes deutlich, dass sich der Bund als Eigentümer der Bahn vorerst nicht selbst in den Konflikt einschalten wird. Allerdings appellierte die Regierung an beide Tarifparteien. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) habe deutlich gemacht, dass man eine Lösung nur am Verhandlungstisch finden könne, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag in Berlin. Daher gebe es die klare Erwartungshaltung, dorthin zurückzukehren. Beide Parteien hätten "eine sehr erhebliche Verantwortung" auch gegenüber Millionen Fahrgästen, deren Alltag beeinträchtigt werde.

Für Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn ist nun Schlichtung angesagt. Die beiden Parteien würden sich nicht einig werden und alles Appellieren, sich in eine gemeinsame Richtung zu bewegen, würde nichts bringen. Die Streiks machten die Lage nicht besser, meint Barth.
Nicht nur die Deutsche Bahn streikt– Lufthansa auch betroffen
Wer aufgrund des Bahn-Streiks auf das Flugzeug ausweichen will, wird auch hier zumindest bei der Lufthansa wenig Erfolg haben. Auch die Kabinengewerkschaft UFO hat die Flugbegleiter und Flugbegleiterinnen der Lufthansa und der Lufthansa Cityline für diesen Dienstag und Mittwoch zum Streik aufgerufen. Am Mittwoch sollen alle Abflüge von München von 4-23 Uhr bestreikt werden. Frankfurt ist bereits am Dienstag vom Streik betroffen.

Auch hier wird Fluggästen empfohlen, sich über die Website der Lufthansa oder des jeweiligen Flughafens über ausfallende Flüge zu informieren.