Gastwirt bezeichnet sich auf Visitenkarten als Richter
München - Die Rechnung wird gesalzen. Paul Pongratz, Wirt vom Alten Hackerhaus, soll sich als Richter ausgegeben und sogar entsprechende Visitenkarten verteilt haben. Jetzt muss sich der 47-Jährige wegen Titelmissbrauchs vor dem Richter verantworten.
Paul Pongratz ist kein x-beliebiger Gastronom. Das zeigt schon die Lage seines Restaurants in der Sendlinger Straße. Er arbeitet nebenbei ehrenamtlich auch als Schöffe bei Gericht. Was ihn auf die Idee brachte, sich ganz spezielle Visitenkarten zuzulegen: „Paul Ferdinand Pongratz, Richter am Landgericht München I.“ Plus Staatswappen. Klein darunter in Klammern steht: § 31 GVG. Was Pongratz als Schöffen ausweist. Aber nicht als Richter. Doch wer kennt schon die Feinheiten im Gerichtsverfassungsgesetz?
Fahrlehrer Konstantin Diamantis beeindruckte das Kärtchen nicht: Es fing mit einer Zigarettenpause bei einer Übungsfahrt mit einer Bekannten von Paul Pongratz an. „Sie wollte eine rauchen und ich konnte einen Kaffee trinken“, sagt Diamantis. Er und die bildhübsche 26-Jährige fuhren in ein Café.
Tage später tauchte Pongratz in der Fahrschule auf. „Ich habe eine Fahrstunde bezahlt“, soll er getobt haben, „keine Kaffeepause“. „,Du isst von meinem Geld’, hat er geschimpft“, berichtet Diamantis. Als Wiedergutmachung habe Pongratz fünf Fahrstunden gefordert. Andernfalls, so soll er gedroht haben, werde er Anzeige wegen sexueller Nötigung erstatten. Er kenne sich in Justizangelegenheiten aus, habe er geschimpft und eine Richter-Karte gezückt.
Doch damit geriet er bei einem stolzen Griechen an den Falschen. Diamantis erstattete Anzeige. Paul Pongratz bekam Besuch von der Polizei. Dabei soll ihm „Drecksau“ und „Kanaken“ rausgerutscht sein.
Das Gericht erließ Strafbefehl wegen Missbrauchs von Titeln, Nötigung und Beleidigung. Pongratz hat Einspruch eingelegt. Jetzt kommt’s zum Prozess. Ihm droht bis zu einem Jahr Knast. „Das nimmt ungeahnte Züge an“, sagte der Wirt kleinlaut zur AZ.