München hätte den Pachtvertrag verlängert: Der Ratskeller am Marienplatz macht zu

Wirt Peter Wieser schließt die Gaststätte zum Jahresende. Mit der AZ hat er über die Hintergründe gesprochen. Und was hier nun passiert.
Myriam Siegert
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Der Ratskeller mitten am Marienplatz ist nicht nur von Touristen gut besucht. Das Lokal blickt auf eine jahrzehntelange Geschichte zurück.
Der Ratskeller mitten am Marienplatz ist nicht nur von Touristen gut besucht. Das Lokal blickt auf eine jahrzehntelange Geschichte zurück. © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

München – "Ja, es stimmt. Ich schließe den Ratskeller komplett", sagt Wirt Peter Wieser, als ihn die AZ am Mittwochnachmittag erreicht. Ein ziemlicher Paukenschlag. Der Marienplatz und das Rathaus sind für viele ohne das riesige Lokal mit seinen vielen Stuben und Sälen kaum vorstellbar. Beliebt, vor allem bei Touristen, auch das Café im Rathaus-Innenhof, legendär für viele Münchner, der Fasching, für dessen Kartenverkauf jedes Jahr quer über den Marienplatz angestanden wird.

Es fand sich kein Nachfolger

"Ich habe keinen Nachfolger gefunden, was mir sehr leidtut." Und: "Ich werde im Januar 70 Jahre alt, da wollte ich mir sechs weitere Jahre nicht antun", sagt Wieser. "Ich liebe die Gastronomie, aber irgendwann muas amal a Ruah sein", sagt er und lacht. "Ich möchte auch noch mal ein bisserl reisen und sowas, das habe ich auch meiner Frau versprochen."

Zum Jahresende läuft der Pachtvertrag mit der Stadt aus. Wieser betont, er hätte eine Verlängerung bekommen, dass er nun lieber zusperrt, sei seine eigene Entscheidung.

Zentraler gehts nicht: Der Café-Biergarten des Ratskeller im historischen Prunkhof des Neuen Rathaus.
Zentraler gehts nicht: Der Café-Biergarten des Ratskeller im historischen Prunkhof des Neuen Rathaus. © IMAGO/Peter Schickert

Ein neuer Vertrag wäre über sechs Jahre gegangen – bis zur Generalsanierung des Rathauses, die 2032 beginnt und auch den Ratskeller betrifft. Im Ratskeller wären aber schon während dieser sechs Jahre große Sanierungen angestanden, etwa in Hauptküche, Schänke und Lagerräumen. Dazu müsste man von jetzt 1100 Plätzen auf 350 reduzieren. "Das hätte also schon eines finanziellen Aufwands bedurft", so Wieser.

Das ist dem Wirt am Ende auch zu heikel. "Wir leben von Ostern bis zur Wiesn zu 80 Prozent von den Touristen", erklärt Wieser. Der Tourismus in München laufe zwar prima, aber mit Blick auf die Weltwirtschaftslage sei er schon unsicher, ob man das alles stemmen könnte.

Wirt Peter Wieser in "seinem" Ratskeller bei einem Besuch der AZ im Jahr 2023.
Wirt Peter Wieser in "seinem" Ratskeller bei einem Besuch der AZ im Jahr 2023. © Bernd Wackerbauer

Nach 50 Jahren – Der Wirt hofft auf eine Silvesterparty zum Abschluss

Der Abschied wird ihm freilich trotzdem schwerfallen, in erster Linie auch von den Mitarbeitern, die "wahnsinnig loyal" sind, wie er sagt. Nun soll alles normal weiterlaufen. "Ich hoffe schon, dass ich Silvester hier mit allen Party feiern kann", sagt er.

Das Ende einer Ära ist es dann allemal: "Am 26. Juni haben wir 50-jähriges Jubiläum. Mein Vater hat den Ratskeller 1975 übernommen, nachdem er das Spatenhaus abgegeben hat", erzählt Wieser. Er selber sei da noch in der Ausbildung in den USA gewesen und an anderen Stationen in der Welt unterwegs. "Ich wusste, daheim wartet viel Arbeit auf mich", sagt Wieser.

Die Familie führt auch das Festzelt Tradition auf der Oidn Wiesn

Ob er wirklich so ganz aufhört? Mit seinem Schwager Toni Winklhofer, der offiziell ebenfalls Geschäftsführer im Ratskeller ist, und dessen Söhnen ist er auch Festwirt des Festzelt Tradition auf der Oidn Wiesn. "Das Festzelt darf bleiben. Und wenn die mich brauchen, dann helfe ich natürlich."

Toni Winklhofer (Mitte) mit den Söhnen Christian (li) und Thomas Winklhofer. Die familie führt das Festzelt Tradition auf der Oidn Wiesn.
Toni Winklhofer (Mitte) mit den Söhnen Christian (li) und Thomas Winklhofer. Die familie führt das Festzelt Tradition auf der Oidn Wiesn. © IMAGO/Lindenthaler

Der Ratskeller wird ab nächstem Jahr wohl einfach stillgelegt, meint Wieser. Die Stadt könne das Lokal nicht einfach vergeben. "Das müsste europaweit ausgeschrieben werden." Für sechs Jahre werde sich da kaum einer finden.

Die Stadt bestätigt die Sanierungspläne für Rathaus und Ratskeller: Schwerpunkt der Generalsanierung werde die veraltete und sanierungsbedürftige Gebäudetechnik sein. Das Sanierungskonzept sei in Arbeit, der Stadtrat müsse mittelfristig noch darüber entscheiden.  Für die Weiternutzung des Rathauskellers seien mittelfristig umfassende Umbauten notwendig, die abhängig von der konkreten Nutzung sind, so ein Sprecher.  Die Räumlichkeiten des Ratskellers werden im Zusammenhang mit der Generalsanierung des Rathauses langfristig verkleinert, um notwendige Technikflächen unterzubringen.

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  • Flansi Hick vor 22 Minuten / Bewertung:

    Sechs Jahre ist doch ne' Menge Holz. Danach ist ja auch noch reduzierter Betrieb möglich. Für so eine attraktive Gastroimmobilie müsste sich doch, in dieser exorbitanten Lage, jemand finden.

  • Wickie712 vor 45 Minuten / Bewertung:

    Dann wünsche ich mal dem wirt einen gesunden Ruhestand.

  • Bluto vor einer Stunde / Bewertung:

    Ich finde die Logik seltsam: Man müsste Europaweit ausschreiben und dann findet sich keiner?
    Ist die Wahrscheinlichkeit, einen Betreiber zu finden, nicht größer wenn man nicht nur in München sucht?

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