Gastro-Protest in München: "Es wird höchste Zeit"

München - Die Tische waren gedeckt, die Betten gemacht, aber Gemütlichkeit kam freilich nicht auf bei der Protestaktion der verzweifelten Gastronomen auf dem Marienplatz und an weiteren Orten in ganz Deutschland.
Protest in München: Außenbereiche sollen wieder öffnen
Die Botschaft von Wiesn-Wirt Christian Schottenhamel: "Die Maßstäbe, die für andere Branchen gelten, müssen auch für das Gastgewerbe gelten!" In seiner Rolle als Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) hat er gemeinsam mit den Münchner Innenstadtwirten und dem Gastronomie-Netzwerk Leaders Club Germany Passanten mitten in München auf die aktuelle Situation der Hotels und Gaststätten aufmerksam gemacht.
Gregor Lemke, Chef des Augustiner-Klosterwirts und Sprecher der Münchner Innenstadtwirte macht klar: "Wir wollen wieder aufmachen, zumindest die Außenbereiche ab Ende März. Wir haben gezeigt, dass wir es richtig machen. Zusperren ist keine Strategie. Wir brauchen jetzt eine Perspektive, Klarheit und Vertrauen in die Zukunft." Die Einhaltung der Hygienevorschriften könne man in der Gastronomie immerhin gewährleisten - anders als etwa im Englischen Garten, wo sich am Wochenende Hunderte Menschen getroffen hatten.

Münchner Gastronomen: "Das ewige Auf und Ab kann so nicht weitergehen"
Auch Thomas Vollmer, Wirt vom Augustiner Stammhaus in der Neuhauser Straße will, dass etwas passiert, er sagt: "Es muss dann aber auch wirklich losgehen. Das ewige Auf und Ab kann so nicht mehr weitergehen. Auch für unsere Stammgäste." Durch ständige Regel-Änderungen wusste im letzten Jahr irgendwann keiner mehr, ob und mit wie vielen Personen er jetzt seinen Geburtstag im Lokal feiern darf.

Mit der ohnehin reduzierten Anzahl der Gäste und ständig neuen Regelungen ist die wirtschaftliche Planbarkeit ihrer Betriebe für die Wirte Richtung Null gegangen. Alexander Egger von der Münchner Stubn in der Bayerstraße betont, dass eine Öffnung auf jeden Fall unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten stattfinden muss. Sprich: Es muss sich für einen Wirt auch finanziell lohnen, sein Lokal wieder aufzusperren.
Innenstadtwirte sind in der Krise mehr zusammengewachsen
Wolfgang Sperger vom Hofbräuhaus vermisst das Leben in der Innenstadt: "Die Stadt braucht wieder Musik und Freude!" Auch wenn er die Vorsichtsmaßnahmen grundsätzlich richtig findet. "Es ist gut, dass wir solidarisch sind und die alten Menschen schützen." Positiv sieht er auch den Zusammenhalt der Innenstadtwirte untereinander: "Seit dem ersten Lockdown sind wir sehr zusammengewachsen. Es gibt wirklich viel gegenseitige persönliche Unterstützung."

Susanna Wörle vom Hotel Admiral hat ihrer Hündin Franzi ein Schild umgehängt. Darauf steht "Lass mein Frauchen wieder arbeiten". Sie erzählt: "Es geht nicht darum, Millionen zu verdienen, sondern darum, wieder eine Beschäftigung zu haben." Eine Perspektive darauf, unter welchen Umständen die Betriebe wieder öffnen können fordert auch Peter Inselkammer: "Wir müssen uns wieder auf etwas verlassen können. Wir müssen wissen, wie wir uns jetzt vorbereiten können."

"Die Leute wollen raus, macht die Freischankflächen auf"
Wolfgang Fischer von City Partner sagt ganz klar: "Es ist Frühling, die Leute wollen raus aus ihrem Keller. Also macht die Freischankflächen wieder auf." Karl-Heinz Wildmoser sieht das ähnlich: "Natürlich müssen wir den steigenden Infektionszahlen Rechnung tragen. Aber eine Öffnung im Freien sollte in absehbarer Zeit möglich sein." Thomas Hirschberger, der einst "Hans im Glück" gründete, macht nicht viele Worte, sondern lässt ein Plakat sprechen, während seine Frau Gunilla mit Hotelier Martin Stürzer vom Bett aus protestiert.
Marc Uebelherr vom Leaders Club Germany hat als Appell an die Politik einen Tanz organisiert. In Aying unterstütze Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) die Aktion. "Es wird höchste Zeit, dass wir eine geordnete Öffnungsstrategie beginnend mit der Außengastronomie einleiten." Eine Botschaft, die hoffen lässt.