Gastro-Gipfel im AZ-Café: Boazn trifft Sterne
Der Gastro-Gipfel im AZ-Café: Schwabinger Wirte diskutieren in spannenden Paarungen über die Kneipen- und Restaurant-Szene im Stadtviertel und die Chancen und Probleme, die es gibt
München - Spannende Begegnungen gab’s am Sonntagabend beim Gastro-Gipfel: Hochdekorierter Sternekoch traf auf Boazn-Wirt, Feinschmecker auf Partylöwe. Verstanden haben sich alle trotzdem bestens, es wurde gelacht und getrunken, wie es sich bei Gastronomen gehört. Alle schwelgten in alten Schwabinger Zeiten und lobten neue Gastronomie-Angebote.
Kritische Stimmen gab’s aber auch, denn die Lage ist in einer gewandelten Stadt mit Rauchverbot und Lärmschutz-Auflagen nicht einfacher geworden für Schwabinger Wirte. „Die Stadt München wirft uns einen Knüppel nach dem anderen zwischen die Beine“, meldete sich Reinhard Lörch vom „Grünen Eck“ aus dem Publikum. „Es reicht schon, dass sich eine einzige Person beschwert, um das Lokal räumen zu lassen. Was ist denn die Allgemeinheit? Dieser eine, der sich beschwert, oder die 80 Leute, die drinnen Geburtstag feiern? Wenn ich nach Schwabing ziehe, weiß ich doch, dass es hier 55 Lokale gibt!“
Auch Jörg Reichert von der „Rennbahn“ beschwert sich: „Wenn sich in Schwabing mal zwei Betrunkene prügeln, dann heißt es gleich: Schrecklich, diese Säufer in Schwabing. Auf der Wiesn saufen sie auch alle – und da ist das plötzlich toll.“
Wie die anderen Gäste die Schwabinger Gastro-Szene bewerten:
„Spitzenküche ist preiswert“
Hans Haas, Sternekoch im „Tantris“: „Das Tantris gehört einfach zu Schwabing. Wir in der Spitzengastronomie sind preiswert – nämlich unseren Preis wert. Wer gerne kocht, weiß: Ein gutes Produkt muss seinen Preis haben. Man kann kein gutes Fleisch für zwei Euro bekommen! Darum geht’s bei mir auch immer beim Kochen: Das Produkt steht im Vordergrund, ich will das Eigene des Produkts rausbringen.“
„Eine Saufmeile gehört dazu“
Manila, Wirt der „Schwabinger 7“: „Früher haben wir 1000 Hektoliter Bier verkauft – jetzt nur noch die Hälfte. Wir müssen es schaffen, die Studenten wieder nach Schwabing zu locken – wir haben doch so viele davon. Dass die Feilitzschstraße so ein bisschen eine Saufmeile ist, finde ich nicht schlimm. Das gehört dazu in einem Vergnügungsviertel. Ich sag immer: A Gaudi kann man nicht ernsthaft konzipieren.“
„Die Leute kaufen Kaffee to go“
Johnny Safari, Wirt vom „Drugstore“: „Durchs Rauchverbot habe ich viele Stammtische verloren. Vor allem Frauen. Wenn zwei oder drei raus sind, wussten die anderen nicht mehr, über was sie reden sollten. Das Konsumverhalten hat sich verändert, ist amerikanisiert worden. Die Leute kaufen Kaffee für unterwegs, tippen dabei ins Handy. Trotzdem ist unser Lokal besonders: Arm und Reich, alle feiern zusammen.“
„Früher wurden Gläser geschmissen“
Fabrizio Cereghini, Wirt vom „Rossini“: „Wir hatten immer Glück mit unseren Lokalen. Früher, in den 80er Jahren, haben die Leute aber noch mehr gefeiert. In meinem alten Lokal ,Romagna Antica’ haben Filmleute und Produzenten früher viele Nächte durchgemacht, die Sperrstunde hat niemanden interessiert. Da wurden Flaschen und Gläser geschmissen, es gab Rock’n’Roll, vielleicht auch Sex. Von Drugs weiß ich nix.“
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