Garching: Forschungsreaktor der TU München wird umgebaut

Die Anlage der TU zur Neutronenbehandlung von Krebspatienten wird nur wenig von Patienten genutzt, kritisieren die Grünen.
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Der durch die Technische Universität München (TUM) betriebene Reaktor ist insbesondere wegen der Nutzung von hochangereichertem Uran als Brennstoff umstritten.
Frank Leonhardt/dpa (Archivfoto) Der durch die Technische Universität München (TUM) betriebene Reaktor ist insbesondere wegen der Nutzung von hochangereichertem Uran als Brennstoff umstritten.

München - Die Grünen im bayerischen Landtag bewerten die Neutronenbehandlung von Krebspatienten am Garchinger Forschungsreaktor FRM II als "blamable Pleite". Die Zahl der Bestrahlungen habe mindestens 95 Prozent unter dem erwarteten Wert gelegen, teilten die Grünen am Dienstag mit.

Das habe eine Anfrage der Abgeordneten Claudia Köhler und Markus Büchler offenbart. Demnach stehe die Anlage seit fünf Jahren still. Der durch die Technische Universität München (TUM) betriebene Reaktor ist insbesondere wegen der Nutzung von hochangereichertem Uran als Brennstoff umstritten.

"Forschungsreaktor ist ein Musterbeispiel leerer Versprechungen"

Für die Anlage zur Bestrahlung von Krebspatienten war die Staatsregierung zum Start des FRM II "von einer Teilauslastung der vorhandenen Kapazität mit bis zu 120 Patienten pro Woche ausgegangen", wie aus einer Antwort auf eine Grünen-Anfrage im Jahr 2004 hervorgeht. Tatsächlich war die Anlage von 2007 bis 2015 in Betrieb – und in all diesen Jahren wurden 126 Patienten behandelt, ergab nun die neue Anfrage an das Wissenschaftsministerium. "Dabei wurden jährlich durchschnittlich 14 Patienten behandelt und nur an 24 Tagen im Jahr haben Bestrahlungen stattgefunden", sagte Köhler. "Die Entwicklung der Krebsbehandlungen am Garchinger Forschungsreaktor ist ein Musterbeispiel der leeren Versprechungen der TU München über den angeblichen medizinischen Nutzen des Reaktors."

Die Sprecherin des FRM II, Andrea Voit, sagte, die Anlage sei nicht eingestellt, sondern werde derzeit umgebaut. 2021 solle sie wieder für die Patienten in Betrieb gehen. "Der Grund für die geringe Nachfrage nach der Neutronentherapie im Vergleich zu den vor Betriebsbeginn prognostizierten Zahlen ist sicher, dass sich die Medizintechnik in den vergangenen 20 Jahren sehr weiterentwickelt hat." Es habe sich gezeigt, das vorwiegend palliativ – also in erster Linie zur Schmerzlinderung – mit Neutronen bestrahlt, wurde. Geplant sei nun bei einem Neustart der Bestrahlung eine Kombination mit anderen Therapien bei Hirntumoren.

Derzeit steht der Forschungsreaktor FRM II still

Zudem diene die Anlage nicht nur der Medizin, sondern auch der Forschung. Bildgebung für wissenschaftliche Anliegen sei eine wesentliche Nutzung. "Das wird von wissenschaftlicher Seite sehr stark nachgefragt." Darüber hinaus habe sich ein anderer wichtiger medizinischer Bereich, nämlich die Herstellung und der Einsatz von Radioisotopen, als deutlich effizienter herausgestellt als erwartet. Mit dem für Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs eingesetzten Lutetium-177 würden jährlich 2.500 Patienten behandelt.

Derzeit steht der FRM II still. Mitte Mai war radioaktives C-14 ausgetreten. Wann er nach dem Vorfall wieder anfahren darf, muss das Umweltministerium als Aufsichtsbehörde entscheiden.

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