Gar nicht so einfach: Münchner Kinder lernen Aufzug fahren – samt Führerschein

München - Ein Knopfdruck, die Türen schieben sich auf. Innen ein weiterer Knopfdruck, es geht wahlweise nach oben oder nach unten, wo man die Kabine verlässt. Aufzug fahren ist kinderleicht – oder? Der Aufzughersteller Schindler will auf Nummer sicher gehen und bietet ein Training samt Führerschein für Kinder an.
Aufzug fahren lernen in München: "Sie können nur wissen, was sie beigebracht bekommen"
In Berlin hat die Firma das Angebot vor zwei Jahren gestartet. Seitdem wurden schon 800 Kinder geschult, wie Mitarbeiterin Hanna Moritz sagt. Jetzt gab es erstmals auch ein Aufzug- und Rolltreppentraining im SAP Garden in München.
"Die Fahrt kann für Kinder eine Herausforderung sein", sagt Moritz. Viele würden auch zögern und Angst haben. "Sie können nur wissen, was sie beigebracht bekommen." Das sei in jeder Familie unterschiedlich. Vieles müssten die Kinder tatsächlich erst lernen, zum Beispiel, wie man die Geschwindigkeit einer Rolltreppe einschätzt.
Laut Moritz geht es bei der Aktion auch um Unfallprävention. "Ein Aufzug ist kein Spielzeug". Bei dem Kurs sollen die kleinen Teilnehmer lernen, dass Rolltreppen und Fahrstühle Maschinen seien, vor denen sie keine Angst haben müssten. Etwas mehr als zehn Kinder der Mitarbeiter von Schindler und des SAP Garden sind an diesem Nachmittag gekommen, die jüngsten sind laut Moritz vier, die ältesten zehn. Der Kurs beginnt technisch: Wie sind Rolltreppen und Aufzüge aufgebaut? Welche Bestandteile haben sie?

Die kleinsten zeigen dafür nur bedingt Interesse. Zwei Buben tuscheln miteinander, ein anderer rutscht plappernd auf seinem Stuhl auf und ab. Ein Kind spielt mit der Tischdeko, während ein Mädchen zur Mutter läuft. Die scheucht es sanft zurück. "Jetzt musst du zuhören", flüstert sie. Viel hilft das nicht, wenig später rennt das Kind erneut nach hinten.
Aufpassen mit Schals und Röcken und kleine Hunde auf den Arm
Die praktische Anwendung ist da schon interessanter. Zur Demonstration wird die Rolltreppe zunächst ausgeschaltet. Dass man nicht mit offenen Schuhbändern fahren darf, wissen die Kinder schon. Aufpassen muss man auch mit Schals oder langen Röcken, wie ihnen Moritz erklärt. Kleine Hunde sollte man auf den Arm nehmen. Und bevor man fährt, sollte man überprüfen, in welche Richtung die Rolltreppe führt, damit man nicht gegen die Fahrtrichtung aufsteigt.
Wie man das richtig macht, üben die Kinder erst auf der ausgeschalteten Treppe: Die Hand auf das Geländer legen, mit einem großen Schritt über die Schwelle treten und den Fuß fest auf die erste vollständig sichtbare Stufe setzen.
Auch über die Fahrt mit dem Aufzug sind die Kinder schon informiert. Sie haben zum Beispiel zuvor gehört, dass es einen Notfallknopf gibt. Den dürfe man nur drücken, wenn der Aufzug feststecke, sagt Moritz und zeigt das in der Kabine – aber nur kurz, damit nicht wirklich ein Notruf abgesetzt wird. Den Knopf für die Fahrt nach oben drückt sicherheitshalber noch einer der Erwachsenen – für den Rückweg nach unten darf das eines der Kinder übernehmen. Eine Fahrt auf und ab, raus aus der Kabine und schon ist der Führerschein geschafft.
Ohne Erwachsene sollten zumindest die ganz kleinen Kinder trotzdem noch nicht fahren, wie Moritz sagt. Die größeren hingegen schon: "In der Grundschule sollten die Kinder alleine fahren können."