Gar nicht öko: Mae West muss beheizt werden
MÜNCHEN - Am Wochenende wird die Skulptur fertig montiert – doch jetzt kommt raus: Aus Sicherheitsgründen sind Heizschlingen eingearbeitet, um Fußgänger, Radler und Tram im Winter nicht zu gefährden
Für die einen ist sie ein überdimensionierter Eierbecher. Wahlweise auch ein Schirmständer oder Abfallkorb. Für die anderen ist die Skulptur „Mae West“ eher ein Symbol für die Weiblichkeit: Das Wort vom „Busenwunder“ macht bereits die Runde. Jetzt wird’s, um im Bild zu bleiben, dem Busenwunder warm ums Herz: Nach Fertigstellung muss das Kunstwerk jeden Winter nämlich beheizt werden – aus Sicherheitsgründen. Irgendwie unöko.
Fakt ist: Direkt unter Mae West am Effnerplatz wird ein Radl- und Fußweg hindurchführen, sowie die Tram nach St. Emmeram fahren, sobald die Linie fertig gestellt ist. Damit aber im Winter keine Eiszapfen entstehen, die Passanten und Fahrradfahrer gefährden sowie die Tram beschädigen könnten, wird der obere und mittlere Ring des Kunstwerks bei kritischer Witterung automatisch beheizt.
Laut Baureferat wurde zu diesem Zweck eine Heizfolie in die Stäbe integriert. „Mae West“ wird’s im Winter also mollig warm. Die Heizkosten, die aus dem Budget des Baureferats beglichen werden, lassen sich derzeit noch nicht abschätzen.
Unabhängig davon stößt die Skulptur bei den Münchnern ohnehin auf geteilte Meinungen (siehe unten). Bald ist der 1,5 Millionen teure Kurvenstar komplett: Vom 29. auf den 30. Januar wird ihm, wenn die Wetterlage es zulässt, die ausladende Oberweite verpasst. Das vormontierte, obere Teil des gigantischen Doppelkegels wird mit einem Kran auf die 15 Meter hohen Stahlrohre des ersten Ringträgers aufgesetzt. Eine spektakuläre Aktion, die zum Zuschauen einlädt. Und bei der das Baureferat auch Näheres zu der Heiz-Thematik sagen möchte.
2002 gewann Rita McBride mit ihrem Entwurf der Großskulptur, die sich auf 52 Meter mit gekreuzten, mit Carbonfasern ummantelten Stahlstangen emporschwingt, die öffentliche Ausschreibung für die künstlerische Gestaltung des Effnerplatzes. Laut der US-Künstlerin soll die Form des Denkmals an die Taille der 1980 verstorbenen Filmdiva, Drehbuchautorin und Tänzerin Mae West erinnern.
Das Projekt wurde im Rahmen von QUIVID, dem Kunst-am-Bau-Programm der Stadt, realisiert. Üblicherweise werden bei öffentlichen Bauvorhaben zwei Prozent der Bausumme für Kunstprojekte verwendet, bei „Mae West“ sind’s angesichts der immensen Bausumme des Richard-Strauss-Tunnels (325 Mio.) nur 0,5 Prozent. So gesehen ist’s fast ein Glück, dass die Heizkosten noch draufkommen – vielleicht ja doch aus dem Kultur-Budget?
Annette Wild
- Themen: