Ganz andere Saiten aufgezogen

MÜNCHEN - Ein Diplom-Ingenieur (59), der seine 11-jährige Tochter zum Tennisstar prügeln wollte, bekommt vom Münchner Schöffengericht wegen Missbrauch von Schutzbefohlenen zwei Jahre auf Bewährung.
Er wollte seine Tochter (heute 13) zum Tennis-Star prügeln. Gestern saß der Diplom-Ingenieur Nouri M. (59) wegen Missbrauchs von Schutzbefohlen vor Gericht. „Sie sollte im Tennis so erfolgreich werden, dass sie die Familie ernähren kann“, sagte Vater Nouri M., der jedes schlechte Spiel mit Handgreiflichkeiten bestraft hat.
Schläger an den Kopf gehauen
2006, die Tochter war elf Jahre alt, hat er ihr auf dem Tennisplatz den Schläger an den Kopf gehauen. Das Kind hatte ein blaues Auge, der Vater drohte: „Ich bringe Dich um, wenn Du jemanden davon erzählst.“ Für Tennisfehlstunden gab es eine Ohrfeige. Im Januar 2008 griff der Vater in der Küche zu einem Messer und schnitt seiner Tochter damit in den Daumen. Er sagte: „Das hast du jetzt verdient.“
Als er sie im Bad bei einer Beinrasur sah, schlug er ihr ohne Grund mit voller Wucht auf den Rücken und Arme. Einmal warf er ihr ein Schlüsselbund an den Kopf. Für schlechte Leistungen beim Training bewarf er sie auch mit Tennisbällen. Immer wieder soll er seiner Tochter vorgeworfen haben, dass sie zu dick sei: „Du musst abnehmen, wenn du bessere Leistungen erzielen willst.“
Seit August in U-Haft
Anfang August 2008 wurde der geschiedene Ingenieur festgenommen und saß bis zu dem Prozess in Stadelheim in U-Haft. Er legte gestern ein umfassendes Geständnis ab. Damit ersparte er seiner Tochter eine Zeugenaussage vor Gericht. Die Tochter und der Sohn leben inzwischen bei einer Pflegefamilie. Nur in Abstimmung mit dem Familiengericht darf der Angeklagte mit seinen Kindern Kontakt haben.
Das Schöffengericht urteilte milde: zwei Jahre mit Bewährung. Als Auflage muss Nouri M. eine Anti-Gewalt-Therapie machen. „Wenn Sie gegen Auflagen verstoßen, müssen Sie die zwei Jahre im Gefängnis absitzen“, redete ihm Richter Robert Grain ins Gewissen.
th