FW-Politiker Neuberger: Kinder-Beauftragter klagt sich zurück ins Amt
München - Schiffe ruhig weiter, wenn der Mast auch bricht – das scheint das Motto von Thomas Neuberger (Freie Wähler) zu sein. Ein Rückzug nach dem Strip-Skandal bei einer Weihnachtsfeier mit Kindern kam für den Stadtteilpolitiker, der ins Rathaus strebt, nicht infrage. Nun, unmittelbar bevor ein anderer sein Amt als ehrenamtlicher Kinder-Beauftragter übernehmen sollte, reichte er eine Klage ein – und erzwingt somit seinen Verbleib.
Wie berichtet, hatte Neuberger für eine Weihnachtsfeier des Matrosenchors eine Nackttänzerin gebucht. Bei der Feier waren auch kleine Kinder anwesend. Danach wollte ihn der Bezirksausschuss (BA) als Kinder-Beauftragter loswerden.
Doch Neuberger hat nun mit einer Klage gegen die Stadt München erreicht, dass er - vorerst - im Amt bleiben kann.
BA: "Dürfen keinen neuen wählen"
Am Dienstag sollte eigentlich ein neuer Kinder-Beauftragter für Neuhausen-Nymphenburg gewählt werden. Doch dieser Tagesordnungspunkt der BA-Sitzung musste kurzfristig gestrichen werden. Die BA-Vorsitzende Anna Hanusch (Grüne) bestätigte auf AZ-Anfrage: "Wir dürfen keinen neuen wählen."
Am Freitag voriger Woche hatte Neuberger, der hauptberuflich Immobilienmakler und außerdem Jurist ist, beim Verwaltungsgericht Klage gegen seine Abberufung eingereicht. Die Klage richtet sich gegen die Stadt, da die Bezirksausschüsse städtische Gremien sind, wie ein Rathaussprecher bestätigte. "Die Klage hat aufschiebende Wirkung. Mit einer Entscheidung des Gerichts ist vor der Wahl nicht zu rechnen", so der Sprecher weiter.
Neuberger trat nicht zurück - trotz Druck aus der Parteispitze
Thomas Neuberger handelt damit erneut gegen die Empfehlungen seines Parteichefs. Bereits kurz nachdem die AZ über den Strip-Skandal berichtet hatte, riet Michael Piazolo, Vorsitzender der Freien Wähler München und Kultusminister, Neuberger die Kandidatur für den Stadtrat, wo er auf dem Listenplatz 10 kandidiert, zurückzuziehen. Doch Neuberger blieb unbeirrt auf seinem Kurs – und trat nicht zurück.
Bei den Freien Wählern will man auf die Causa Thomas Neuberger inzwischen gar nicht mehr angesprochen werden. Abwählen konnten ihn seine Parteikollegen aus Zeitgründen so kurz vor der Kommunalwahl nicht mehr. Michael Piazolo hatte kürzlich gegenüber der AZ von mangelndem Teamgeist Neubergers gesprochen.
Neuberger: Nacktänzerin ist "Bayerns beste"
Der 43-Jährige, der Erster Vorstand des Matrosenchors ist und nach eigener Aussage früher auf dem (mittlerweile verschrotteten) Zerstörer Lütjens der Marine diente, hatte trotz der hohen Wellen, die sein Stripperinnen-Engagement schlug, keine Einsicht gezeigt. Auf AZ-Nachfrage hatte er erklärt: "Wir sind Matrosen, wir sind mit allen Wassern gewaschen." Die Nackttänzerin, die sich bei der Weihnachtsfeier mit Sahne besprühte, bezeichnete er als "Bayerns beste", ihre Darbietung sei "auch eine Art Kunst".
Auf seiner öffentlichen Facebook-Seite macht Neuberger derweil weiter Werbung in eigener Sache als Kinder-Beauftragter. Anzügliche Sprüche hat er sich auch nach dem Sturm um seine Person nicht abgewöhnt. Erst vor wenigen Tagen postete er unter ein Bild zu einer Blutspendeaktion auf die Frage, wie viel man spenden müsse: "Kommt auf die Masse des Zuchtbullen an. Meine Mannesgröße darf nur 0,5 Liter spenden ..."
Der Rückhalt in seiner Partei und beim BA dürfte nach seinem erzwungenen Verbleib kaum steigen. Doch beim Matrosenchor ist der Rückhalt offenbar ungebrochen. Gestern teilte Neuberger mit: "Mit 90 Prozent der Stimmen bestätigt und für weitere zwei Jahre zum 1. Vorstand gewählt. Dankeschön".
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