Fußtritt wegen Lärmklage
„Hau ab, runter von meinem Bagger, runter von der Baustelle!“ Ein Anwohner beschwert sich über denBaustellen-Lärm – ein Baggerfahrer geht deshalb mit dem Fuß auf ihn los.
ISARVORSTADT Dominik Schott wollte nur seine Ruhe. Wenigstens einen Abend lang. Seit April wird gegenüber seiner Wohnung in der Waltherstraße auf einem riesigen Areal abgerissen, um die Fläche großräumig zu bebauen. Ruhe? Fehlanzeige.
Zuletzt hatte Schott Gäste zu Besuch. In Ruhe zusammensitzen, sich unterhalten – bei dem Baustellenlärm war das unmöglich. „Noch um 19.30 Uhr hat ein Bauarbeiter mit seinem Pressluftmeißel gearbeitet“, erzählt der lärmgeplagte 42-Jährige, der mit seiner Frau und zwei Töchtern (6 und 10 Jahre) seit 15 Jahren in dem Altbau wohnt.
Mit Erfolg
Ihm reichte es. Also ging Schott nach unten und stellte den Bauleiter zur Rede. „Ich habe ihn gebeten, endlich Feierabend zu machen.“ Mit Erfolg. „Der Bauleiter gab mir Recht.“ Dann ging Schott wieder nach oben. Aus dem Fenster konnte er beobachten, wie sich der Bauleiter mit dem Baggerfahrer unterhielt. Jetzt sollte doch endlich Ruhe sein.
Nur zwei Minuten warf der Baggerfahrer seine Maschine an. Wieder hetzte Schott nach unten. „Den Bauleiter habe ich da nicht mehr gesehen. Deshalb habe ich gewunken und versucht, den Arbeiter zum Aufhören zu bewegen, doch er hat mich ignoriert.“
Schott sieht nur einen Ausweg: Er betritt die Baustelle, klettert auf den Bagger und klopft an die Tür. Ohne ein Wort zu sagen, stößt der Baggerfahrer die Tür nach außen auf. Schott kann sich gerade noch festhalten. Eineinhalb Meter über dem Boden baumelt er in der Luft. Über die Tür hangelt er sich wieder auf den Bagger, will den Arbeiter zur Rede stellen. Doch der steht auf, nimmt Anlauf – und tritt zu. „Mit gestrecktem Bein und voller Wucht auf den Solarplexus“. Geistesgegenwärtig packt er das Bein des Mannes und hält sich daran fest.
Schuhabdruck auf dem T-Shirt
„Der Mann schrie nur: „Hau ab, runter von meinem Bagger, runter von der Baustelle!“, berichtet Schott, „er war völlig kaltschnäuzig“. Dabei hätte der Tritt weitaus schlimmere Folgen haben können: „Wenn ich gestürzt wäre – im glücklichsten Fall hätte ich eine Platzwunde davongetragen.“ So blieb nur eine Rötung. Und der Schuhabdruck auf Schotts T-Shirt.
Schott rief die Polizei. Der Baggerfahrer blieb unbeeindruckt und arbeitete bis zum Eintreffen der Beamten seelenruhig weiter. „Als ihn die Polizei vernommen hatte, hat er sich entschuldigt, er mache so etwas normalerweise nicht.“ Der Bauherr, die Firma JK Wohnbau, entschuldigte sich: „Wir bedauern das und werden uns – wie der Subunternehmer und der Baggerfahrer – bei dem Anwohner entschuldigen“, so eine Sprecherin.
Schott zeigte den Baggerfahrer an. Er will ihm einen Denkzettel verpassen. Jetzt fährt er mit seiner Familie erst mal nach Italien in den Urlaub. Ein bisschen Ruhe. Es sei ihm gegönnt.
Christoph Landsgesell
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