Fußgängerzone: 40 Jahre, zwei Feste

Rundes Jubiläum für die Fußgängerzone: Doch Stadt und Einzelhändler können sich nicht auf eine gemeinsame Party einigen. Deswegen gibt es jetzt gleich zwei
von  Willi Bock
Hier könnten keine Tram und keine Autos mehr fahren: Die rappelvolle „gute Stube“ heute.
Hier könnten keine Tram und keine Autos mehr fahren: Die rappelvolle „gute Stube“ heute. © imago

Rundes Jubiläum für die Fußgängerzone: Doch Stadt und Einzelhändler können sich nicht auf eine gemeinsame Party einigen. Deswegen gibt es jetzt gleich zwei

München - Was war das für eine Sensation, als München vor 40 Jahren die Fußgängerzone bekam. Aus der alten Auto-Meile wurde Münchens „Gute Stube“. Ein Grund zu feiern – wenn man nicht in München wäre. Denn die Stadt und die Händler können sich partout nicht auf ein gemeinsames Fest einigen.

Die Händler im Verband der „Citypartner“ wollten auf den Tag genau feiern: Am 30. Juni 1972 hatte der damalige OB Hans-Jochen Vogel die Fußgängerzone eröffnet. Ein Samstag. Den Citypartnern schwebte vor, heuer ein zweitägiges Fußgängerzonen-Fest zu feiern. Dafür sollten auch am Sonntag, 1. Juli, die Läden von 13 bis 18 Uhr öffnen dürfen.

Alle Anlieger der Fußgängerzone sollten bei dieser Sause dabei sein: Neben den Händlern und Gastronomen auch die Kirchen (zum Beispiel mit Konzerten), Museen und die öffentlichen Einrichtungen. „Dieses Festwochenende in München war für Reiseveranstalter sehr attraktiv“, hatte Wolfgang Fischer herausgefunden, der Geschäftsführer von Citypartner.

Doch man hatte die Rechnung ohne die Rathaus-Wirte gemacht: Der Stadtrat lehnt das Fest ab. Der wichtigste Grund: Der Stadtrat will am Sonntag keine Ladenöffnung genehmigen. Verkaufs-Sonntage sind zwar rund um München kein Problem. Nur im Münchner Stadtrat wird (außer von der FDP) die Sonntagsruhe hoch gehalten.

SPD-Fraktionschef Alexander Reissl hatte im Vorfeld dafür plädiert, den Geburtstag der Fußgängerzone mit dem Stadtgründungsfest zusammen zu legen. Das steigt am 16. und 17. Juni.

Doch das wollen die Anlieger der Fußgängerzone nicht. Sie fürchten, dass ihr Fest dabei untergeht. Das Stadtgründungsfest hatte zuletzt den Raum zwischen Odeonsplatz und Rindermarkt, vom Marienplatz bis zum Richard-Strauss-Brunnen belegt. Da hätten sie „keine Spielräume für eine adäquate Mitgestaltung“, wie sie in einem Brief an die Rats-Fraktionen schreiben.

Auch Gespräche des Wirtschaftsreferenten Dieter Reiter brachte die Positionen beider Parteien nicht näher. Und so wird es heuer eben zwei Feste geben. Den Stadtgeburtstag und das Jubiläum der Fußgängerzone. „Wir arbeiten am Konzept für eine Aktionswoche“, so Wolfgang Fischer. Weniger auf der Straße. Da wird es wegen der vielen Baustellen Marienplatz, Marienhof, Rosenstraße und beim Richard-Strauss-Brunnen eng genug. „Dann feiern wir eben 40 Jahre Baustelle“, ulkt Fischer.

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