Fußball siegt – Firmen geben frei
In München lassen BMW, Siemens und Linde ihre Mitarbeiter früher nach Hause. Statt um 24 Uhr endet die Spätschicht bei BMW in München am Mittwoch bereits kurz vor 19 Uhr: „Anschließend starten die Busse, damit jeder Mitarbeiter die Gelegenheit hat, rechtzeitig beim Spiel zu sein“.
Von Daniel Aschoff
Da soll noch einer sagen Münchens Firmenchefs hätten kein Herz für Fußball-Fans! Pünktlich zum Halbfinal-Spiel der Deutschen lassen sich auch die Geschäftsführer der großen Unternehmen nicht länger lumpen und schicken ihre Mitarbeiter am Mittwoch früher nach Hause. Gegen die Türkei gibt’s bei vielen EM-frei!
Mit gutem Beispiel voran geht BMW: Statt um 24 Uhr endet die Spätschicht in München am Mittwoch bereits kurz vor 19 Uhr: „Anschließend starten die Busse, damit jeder Mitarbeiter die Gelegenheit hat, rechtzeitig beim Spiel zu sein“, verspricht Sprecher Michael Rebstock.
Die türkischen Mitarbeitern wären eh zu aufgeregt
Immerhin 1700 Mitarbeiter mit türkischem Pass arbeiten bei BMW in München im Schichtbetrieb: „Die wären ohnehin so aufgeregt, dass es wenig sinnvoll wäre, sie am mittwochabend Autos produzieren zu lassen“, heißt es bei BMW. Über Produktions-Ausfälle macht man sich in der Firmenzentrale unterdessen keine großen Sorgen. „Wir sind so flexibel, dass wir durch das frühere Schichtende nicht gehandicapt sind“, sagt der Sprecher. Auch in allen anderen deutschen Werken des Autobauers sollen die Bänder am Mittwochabend still stehen.
Vorgesorgt hat auch der Siemens-Konzern. Bereits im Vorfeld konnten sich fußballbegeisterte Mitarbeiter für frühere Schichten einteilen: „Da greifen unsere flexiblen Arbeitszeitmodelle“, erklärt Sprecher Karlheinz Groebmair. Außerdem würden in den Betriebsräumen ausreichend Fernseher aufgestellt werden, auf denen das Spiel zumindest in den Pausen verfolgt werden kann.
Die Linde AG zeigt sich ebenfalls kulant: Das Gros der Mitarbeiter arbeitet in Pullach zwar ohnehin nur bis 19 Uhr, für rund ein Dutzend Beschäftigte, deren Schicht in der Komponentenfertigung erst um 22 Uhr endet, macht der Industriegaseproduzent aber eine Ausnahme: „Sie dürfen am Mittwoch bereits um 20 Uhr gehen“, sagt ein Sprecher.
Auch Porsch macht schnell Feierabend
Vom Fußball-Fieber angesteckt haben sich offensichtlich auch die Geschäftsführer der anderen großen süddeutschen Autobauer. Bei Porsche in Zuffenhausen endet die Spätschicht für mehr als 1000 Mitarbeiter bereits um 20.15 Uhr – eine Stunde früher als üblich. Alle Mitarbeiter in den deutschen Daimler-Werken sollen das Spiel ebenfalls verfolgen können. Wo deswegen welche Schichten ausfielen, werde bis zum Anpfiff am Mittwochabend von Standort zu Standort geregelt. Zudem lassen Opel, der Elektrotechnikkonzern ABB und das Energieunternehmen Alstom ihre Mitarbeiter in den deutschen Werken am Mittwoch früher gehen.
Bei dem Münchner Nutzfahrzeug-Hersteller MAN hatte sich die Personalleitung dagegen gestern noch nicht entschieden, ob ihre Mitarbeiter EM-frei bekommen. Der Präzisionsketten-Hersteller Iwis hat bisher ebenfalls keine Sonderregelung zum Fußball-Hit getroffen: „Im Rahmen von Schichtverschiebungen muss aber keiner auf die Übertragung verzichten“, erklärt der stellvertretende Personalleiter Gerd Schneider. Und auch beim Turbinenbauer MTU in Allach werden die Mitarbeiter nicht automatisch für das Spiel freigestellt: „Das muss jeder über die Gleitzeit individuell regeln“, erklärte Konzern-Sprecher Odilo Mühling.
Der Vorsitzende der IG Metall in Bayern, Werner Neugebauer, forderte unterdessen auch alle übrigen Unternehmen mit Spätschichten auf, den Mitarbeitern vor dem Halbfinalspiel rechtzeitig frei zu geben. „Ich empfehle jedem Arbeitgeber dringend, den Mitarbeitern zu erlauben, während des Spiels die Arbeit ruhen zu lassen“. Daran gehe Deutschland ökonomisch nicht kaputt.
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