Fußball-Fan verdusselt EM-Tickets auf der Straße

Ein Münchner entdeckt sie und hat Mitleid. Was er gefunden hat, möchte er natürlich nicht behalten. Stattdessen sucht er jetzt den rechtmäßigen Besitzer.
von  Moritz Tostmann
Achmad Situmeang (38) mit einem der gefundenen Tickets.
Achmad Situmeang (38) mit einem der gefundenen Tickets. © mlt

Läuft man durch Münchens Innenstadt und sieht einen Zettel an einer Fußgänger-Ampel, auf dem geschrieben steht, dass jemand Tickets für die Europameisterschaft gefunden hat, denkt man zunächst nur eins: "Das ist doch wohl ein Scherz!"

Ist es nicht. Als der Bäcker Achmad Situmeang morgens um 10 Uhr von der Arbeit nach Hause kommt, entdeckt er auf der Englschalkinger Straße etwas Ungewöhnliches. Auf dem Fahrradweg liegt etwas, das seine Aufmerksamkeit erregt. Erst geht er noch von einfachen Dokumenten oder Geld aus. Es regnet, der ruhelose Fahrradverkehr am Morgen ist noch im Gange, und so hebt er das Objekt auf, um es vor der Nässe und zu schützen.

Von der Neugier gepackt, riskiert er dann einen genaueren Blick – und traut seinen Augen kaum: Jemand hat gleich mehrere Tickets für eines der K.o.-Runden-Spiele der Europameisterschaft in Frankreich verloren.

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Dass es sich um Fälschungen handeln könnte, schließt der gebürtige Indonesier gleich aus. "Wir haben sie auch noch im Internet mit Originalen abgeglichen und sind uns sicher: Die sind echt!", sagt er.

Doch behalten möchte er die Tickets nicht. "Wenn ich nicht der Besitzer bin, dann möchte ich sie nicht. Das ist nicht recht und wurde mir schon von meinen Eltern beigebracht."

Mit seiner Ehefrau fertigt er Flugblätter an, klebt sie auf Ampeln in der Stadt und wartet auf den Anruf des Besitzers. Vergeblich. Bis heute hat sich niemand gemeldet, auch keiner, der nachfragen wollte, ob es sich dabei etwa um einen blöden Scherz handele.

Details zu den Tickets gibt das Ehepaar nicht preis. Der Besitzer werde schon wissen, um welches Spiel, welche Art von Umschlag und wie viele Karten es sich handelt. "Sonst könnte ja jeder behaupten, sie würden ihm gehören."

Wie viel so eine Karte derzeit auf dem Schwarzmarkt kostet? "Ungefähr 1000 Euro. Aber das Geld interessiert mich nicht. Würde ich sie verkaufen, wäre das Diebstahl", sagt er.

Bis zum ersten der K.o.-Spiele ist es noch gut eine Woche. Bis dahin muss sich jemand melden – oder die Plätze im Stadion bleiben leer.


Die Telefonnummer der Familie Situmeang: 089/20 35 70 61

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