Fundgrube Marienhof: Schätze aus 600 Jahren

Hohe Bauschutthaufen und Bagger stehen auf der Wiese: Archäologen buddeln am Marienhof und entdecken Keramiken und ein Bad aus dem 15. Jahrhundert.
Franziska Nimz |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Überreste eines Kaffeekränzchens: Diese Tasse und die Milchkännchen gehörten einst dem Café Deistler in der Dienerstraße.
Petra Schramek 6 Überreste eines Kaffeekränzchens: Diese Tasse und die Milchkännchen gehörten einst dem Café Deistler in der Dienerstraße.
Die Fundgrube: Am Marienhof buddeln derzeit Archäologen. 2012 geht der Bau der 2. Stammstrecke los.
Petra Schramek 6 Die Fundgrube: Am Marienhof buddeln derzeit Archäologen. 2012 geht der Bau der 2. Stammstrecke los.
Der schleppt nix mehr: Das Skelett eines alten Lastenaufzugs.
Petra Schramek 6 Der schleppt nix mehr: Das Skelett eines alten Lastenaufzugs.
Edler Boden für Edel-Kunden: Alte Bodenfliesen des Hotels „Englischer Hof“.
Petra Schramek 6 Edler Boden für Edel-Kunden: Alte Bodenfliesen des Hotels „Englischer Hof“.
Schätze beim Buddeln für die zweite Röhre
Petra Schramek 6 Schätze beim Buddeln für die zweite Röhre
Schätze beim Buddeln für die zweite Röhre
Petra Schramek 6 Schätze beim Buddeln für die zweite Röhre

Archäologen buddeln am Marienhof und entdecken Keramiken und ein Bad aus dem 15. Jahrhundert.

München - Am Marienhof hinterm Rathaus tut sich was: Hohe Bauschutthaufen und Bagger stehen auf der Wiese. Ein zwei bis fünf Meter tiefer Graben zieht sich die Schrammerstraße entlang. Im Graben sitzen buddelnde Archäologen – und haben schon einiges zu Tage befördert.

Im Auftrag der Deutschen Bahn finden seit Mitte April archäologische Grabungsarbeiten auf dem Marienhof statt. Bis Ende des Jahres haben sie noch Zeit, Historisches und Kurioses auszubuddeln. Bevor 2012 die Arbeiten an der zweiten Stammstrecke beginnen.

Zuletzt wurden neue Grabungsfelder erschlossen. Und die erzählen einiges über das Leben der damaligen Bewohner. So hat man in der Schrammerstraße 1 und 2 ein altes öffentliches Bad aus dem 15. Jahrhundert entdeckt. Kochtöpfe, Geschirr und Bodenfließen sind zum Vorschein gekommen. Vom Café Deistler, das vor dem Krieg in der Dienerstraße 11 war, hat man Kaffeeservices und eine alte Registrierkasse aus den 40er Jahren gefunden. Selbst der Lastenaufzug aus dem Bierkeller hat sich erhalten.

Außerdem wurden zentnerweise Keramikgefäßen aus dem Mittelalter und Glas gefunden – auch weißes, verziertes Glas aus Italien hat man ausgegraben. „In München gab es kein weißes Glas. Das Glas muss aus Italien importiert worden sein, von den venezianischen Glasbläsereien. Das lässt uns vermuten, dass die Bewohner der Gebäude am Marienhof gut betucht waren”, erklärt Christian Behrer, wissenschaftlicher Bauleiter des Projekts.

Der Marienhof war vor dem Krieg dicht bebaut. 1945 wurden die Gebäude fast komplett zerbombt. Man entschied sich gegen einen Wiederaufbau. In den 60er und 70er Jahren wurde der fußballfeldgroße Platz hinterm Neuen Rathaus als Parkplatz genutzt. Erst in den 90er Jahren entschied man sich, die riesige Freifläche zur grünen Wiese mit 35 japanischen Schnurbäumen umzubauen. Nach den Bauarbeiten kommt die Wiese wieder – diesmal mit heimischen Bäumen.

Bereits zweimal haben Grabungen auf dem Marienhof stattgefunden. In den Jahren 1989/90 hat man im nordwestlichen Bereich gegraben. 15 Jahre später wurden die Bahnsteige der U-Bahn erweitert. Im Osten und Westen des Marienhofes konnte so erneut gebuddelt werden.

Am Mittwoch eröffnen Bahn und Archäologen einen Info-Container an der Dienerstraße. Es werden Fundstücke ausgestellt und Führungen angeboten. Für Interessierte ist der Container jeden Mittwoch von 17 bis 20 Uhr geöffnet.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.