Fürstenried: Neonazis dürfen marschieren

MÜNCHEN/FÜRSTENRIED - Mit Fackeln und Trommeln ziehen die Rechten durch den Münchner Südosten. Die Bürger wollen den braunen Spuk mit einem Kulturfest stoppen – OB Ude spricht, 400 Polizisten sind im Einsatz
Am U-Bahnhof Fürstenried-West stehen bereits Absperrgitter, der Münchner Südwesten bereitet sich auf den Neonazi-Aufmarsch am Wochenende vor. Die Bürger aus Hadern (München), Forstenried, Fürstenried und Solln wehren sich auf ihre Weise. Sie haben ein buntes Kulturfest vorbereitet, mit dem sie den Fackelzug der Rechten am Samstagabend stoppen wollen.
Der Widerstand gegen den rechten Spuk wächst. Immer mehr unterstützen das Bündnis „München ist bunt“. OB Christian Ude hat sich der Protestaktion am Samstag angeschlossen – genauso wie die Alt-OB Hans-Jochen Vogel und Georg Kronawitter, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, Kabarettist Dieter Hildebrand und Filmemacher Michael Verhoeven.
Auch das Programm des Kulturfests wächst (Start 16 Uhr): Samba-Trommler, die Blaskapelle Forstenried und der Posaunenchor der Andreaskirche spielen, dazu treten die Artisten des Circus Galliano auf. Breakdancer sind dabei, die Band „Die Drogen“ spielt auf und auch die „Antihelden“. Die Musiker unterbrechen ihren Gig auf einer Hochzeit, um auf dem Fest ein Zeichen gegen Rechts zu setzen. Zuvor findet in der City eine Protestdemo statt. Start ist um 14.30 Uhr. Rund 500 Demonstranten ziehen vom Rindermarkt über den Marienplatz zum Sendlinger Tor.
Unter dem abstrusen Motto „8. Mai 1945 – der Krieg war zu Ende, das Morden nicht“ will der Münchner Neonazi Philipp Hasselbach mit rund 70 Rechten ab 18 Uhr vom U-Bahnhof Fürstenried-West über die Tischlerstraße, am Flüchtlingsheim und der Kriegsgräberstätte vorbei bis nach Großhadern ziehen. Der Trommel- und Fackelzug wird allerdings nicht so martialisch daherkommen, wie im Internet angekündigt. „Ein solcher Marsch würde – insbesondere am 65. Jahrestag des Kriegsendes – die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft verherrlichen und damit die Würde der Opfer zutiefst verletzen“, betont KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle.
Deshalb hat seine Behörde Auflagen gemacht: Je fünf Teilnehmer darf nur eine Fackel brennen. Auf 15 Neonazis darf nur eine Fahne kommen. Trommeln und Fahnen dürfen während des Aufmarschs nicht gleichzeitig verwendet werden. Schwarz-weiß-rote und schwarze Fahnen sind außerdem verboten. Einen Kranz auf dem Friedhof dürfen die Neonazis nicht niederlegen. Dort ruhen 3540 Tote aus beiden Weltkriegen und hunderte Zwangsarbeiter. Die Polizei ist mit 400 Beamten im Einsatz, um Zusammenstöße zwischen Neonazis und Gegendemonstranten zu verhindern.
Ralph Hub