"Für uns ein besonderer Einsatz": Wahrzeichen in München ist wieder vollständig

München - Kurz vor 12 ist es am Dienstagvormittag am Alten Peter. Eigentlich ist er erst kurz vor 10 Uhr, aber just in diesem Moment werden die restaurierten Zeiger der Uhr in knapp 50 Metern Höhe wieder an ihrem angestammten Platz montiert und stehen dabei senkrecht. Immer wieder bleiben Passanten stehen, schauen nach oben, beobachten das Spektakel.
Durch einen Sturm hatte sich das Zeigerpaar auf der Westseite des Turms Anfang November ineinander verhakt. Beim Versuch, sie zu lösen, wurden sie so stark beschädigt, dass sie schließlich abmontiert und vollständig überholt werden mussten.
Alter Peter in München: Die Zeiger wurden entrostet, verstärkt und neu lackiert
Am 22. November wurden sie abgenommen. Nach vier Wochen, so der Plan, sollten sie fertig restauriert sein. Allerdings verzögerte der Denkmalschutz die Zeitrechnung. So viel wie möglich der ursprünglichen Substanz sollte nämlich erhalten bleiben.

Gar nicht so einfach: Durch den Sturm und die Arbeiten war die Zeigerbefestigung, die sogenannte Zeigerkluppe, völlig verbogen. Die wurde nun ausgetauscht. Die Zeiger wurden entrostet, verstärkt, neu lackiert und schließlich per Hand 24-karätiges Blattgold aufgetragen. Dafür verantwortlich war Christine Rauscher von Turmuhren Rauscher aus Regensburg. Eine der wenigen Firmen, die über das nötige Wissen für eine solche Restauration verfügen. "Das ist für uns schon ein besonderer Einsatz", sagt Rauscher. "Mitten in München, mit Industriekletterern und die enge Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde", sagt sie.
Für den Industriekletterer aus München ein besonderer Einsatz
Auch für Peter Gruber von der Firma Bergzeug ist es kein Standard-Arbeitstag. An einem Seil hängend, montiert er am Dienstag die Zeiger von außen. "Nicht nur, weil ich Peter heiße", sagt er und lacht. Zwar ist Gruber als Industriekletterer sonst auch in größten Höhen unterwegs, wie bei der Montage von Windkraftanlagen oder Schornsteinen, die Arbeit an einem derartigen Wahrzeichen in seiner Geburtsstadt ist für ihn ein besonders schöner Einsatz.

Um die Zeiger wieder an ihrem angestammten Platz zu befestigen, seilt sich Gruber von oben ab hin zum nackten Ziffernblatt. Die Zeiger werden von außen hinauf gezogen, damit sie beim Transport im engen Turm keinen Schaden nehmen. Von innen befestigt ein Monteur der Firma Rauscher die Zeiger, von außen zieht Gruber die Sicherheitsschrauben fest.
Die Kosten für die Restaurierung des Alten Peters liegen im knapp fünfstelligen Bereich
Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer ist ebenfalls froh, dass die Zeiger nun wieder an der Kirche angebracht wurden: "Sie sind nun widerstandsfähiger und werden sicher lange halten. Und es wurde so viel Originalität wie möglich erhalten. Ich bin froh, dass wir den Münchnern heute ihre Uhr wieder zurückgeben konnten." Bei den Kosten hält sich Ehbauer aus "Ausschreibungsgründen" bedeckt. Nur so viel: Knapp im fünfstelligen Bereich sollen die laut Baureferat liegen.

Unbezahlbar scheint die Montage hingegen für Pfarrer Daniel Lerch. "Wir haben 15 Wochen auf unsere Zeiger gewartet. Für uns ist heute ein Festtag – ist der Alte Peter doch ein Herzstück Münchens!" Auch Türmer Joachim Wallner schaut gespannt dem Spektakel zu. "Das freut mich schon sehr", sagt er zur AZ. Man habe schließlich eine ganze Weile ohne die Zeiger aushalten müssen.
Als die Uhr gegen 10.45 Uhr wieder richtig eingestellt ist, wendet Wallner seinen Blick ab, er muss ins Kassenhäuschen und langsam den ersten Touristen Eintrittskarten verkaufen – für den nun wieder ganz vollständigen Alten Peter.