"Für städtische Verhältnisse schnell": Nie mehr Schlange stehen dank München App?

München - Mit seiner Familie wollte Stadtrat Florian Roth (Grüne) in den Tierpark, doch vor Ort hieß es erst einmal warten: Vor den Kassen hatte sich an diesem Februartag vor rund vier Jahren wie so häufig eine lange Schlange gebildet. Genervt fragte Roth sich, ob es nicht auch eine digitale Lösung für dieses Problem geben könnte.
Wenig später brachte seine Stadtratsfraktion der Grünen / Rosa Liste einen Vorschlag ein: Mithilfe einer neuen Plattform sollte der Zutritt zu städtischen Einrichtungen vereinfacht, Ressourcen gespart und langes Anstehen vermieden werden. Es war der Startschuss für die Entwicklung der München App.
Tickets fürs Schwimmbad: Neue München App der Stadtwerke
Stadtrat und IT-Referat beauftragten dafür die Stadtwerke München (SWM). Seit Januar kann man die App bereits kostenfrei herunterladen. Von der Idee bis zum Ziel ging es "für städtische Verhältnisse schnell", wie IT-Referentin Laura Dornheim sagt. Die erste Bilanz, die sie gemeinsam mit Florian Bieberbach und Karin Thelen von den Stadtwerken am Freitagvormittag zog, ist durchweg positiv.
22.000 Menschen haben die App bislang auf ihr Handy geladen, wie Thelen mitteilt, die bei den SWM den Bereich der regionalen Energiewende leitet. Die Nutzer bewerten die App dabei mit durchschnittlich 4,8 Sternen und kauften über die Plattform mehr als 3.500 Tickets für städtische Einrichtungen und Veranstaltungen.
Bis zu 300 Veranstaltungen: Tickets kaufen mit der München App
Ein einfacher und schneller Kartenkauf ist auch der Kern der App, wie die Entwickler sagen. Über eine Filterfunktion kann man sich verschiedene Kategorien auflisten lassen und fündig werden, wenn man zum Beispiel ein nahes Museum sucht, in ein Konzert einer bestimmten Musikrichtung gehen oder ein Festival im Freien besuchen will.
Oder man durchstöbert die Gesamtübersicht aller teilnehmenden Institutionen: Dort findet man momentan unter anderem das Deutsche Museum, den Hellabrunner Tierpark, das Volkstheater oder die Aufführungen im Herkulessaal der Residenz. Zwischen 250 und 300 Veranstaltungen und Einrichtungen sind in der App regelmäßig aufgelistet, sagt SWM-Geschäftsführer Florian Bieberbach.
Manche Veranstalter sind noch kritisch
Das sei jedoch "noch nicht das Ende der Fahnenstange". Denn man versuche laufend, das in der App verfügbare Angebot zu erweitern. Dafür müssen allerdings auch die Veranstalter offen sein. "Es war nicht ganz einfach, alle zu überzeugen, dass die App einen Mehrwert für sie und ihre Besucher hat", sagt Dornheim.
Trotzdem erkennen immer mehr Einrichtungen die Vorteile: Seit kurzem kann man auch den Eintritt für die städtischen Schwimmbäder über die App kaufen.
Die Tickets kann man über den M-Login bezahlen, mit dem das unter anderem auch schon in den Apps der MVG funktioniert. Statt eines analogen Papiertickets hat man seine Karte dann direkt digital auf dem Handy und kann sie vor Ort scannen lassen. "Wir haben also eine App gegen das Schlange stehen", sagt Dornheim.
Analoge Werbung für die digitale München App der SWM
Bisher wurde die App noch nicht allzu stark beworben. Das soll sich nun ändern: Demnächst will die Stadt eine größere Kampagne starten. Dafür sollen Plakate und Aufsteller an Orten platziert werden, an denen Menschen sonst oft Schlange stehen.
"Es ist ironisch: Wir haben eine digitale App, aber es funktioniert am besten, wenn wir sie analog bewerben", sagt Dornheim. Wenn man wie Stadtrat Florian Roth genervt in der Schlange wartet, ist man schließlich besonders empfänglich für eine digitale Lösung.