Für ihre Kinder ins Gefängnis
Ihr Mann in Unterhaching hat das Sorgerecht, doch die Italienerin Marinella C. entführt immer wieder ihre beiden Buben. Jetzt eskaliert der seit Jahren andauernde Streit.
MAILAND/MÜNCHEN Es ist ein deutsch-italienisches Familiendrama in mehreren Akten: Weil sie im Februar in Unterhaching ihre beiden Söhne auf offener Straße entführt und nach Italien verschleppt hat, ist Marinella C. (40) in Mailand im Gefängnis gelandet. Italiens Öffentlichkeit ist auf Seiten der couragierten Mutter.
Der Streit zwischen der Italienerin und ihrem deutschen Ehemann Tobias R. um die Kinder Paolo (8) und Carlo (11, Namen geändert) schwelt seit 2006. Damals trennte sich das Paar, der Vater bekam 2008 das Aufenthaltbestimmungsrecht zugesprochen. Doch das kümmerte Mariella C. nicht.
Sie nahm die Kinder mit nach Mailand, wo sie eine neue Stelle antreten wollte. Sie wird wegen Entführung angezeigt. Das Münchner Amtsgericht entzieht ihr das Sorgerecht. Auch bei den italienischen Behörden blitzt sie ab.
Der Gerichtsbeschluss führt dazu, das Paolo und Carlo im Mai 2009 in Mailand von Carabineri aus der Schule geholt und wieder nach Bayern zum Vater gebracht werden. Die Begründung: Marinella C. habe die beiden Buben ohne Einwillung des Vaters widerrechtlich nach Italien entführt und sie sei während eines laufenden Gerichtsverfahrens illegal untergetaucht.
Die Jungen blieben in Bayern, bis ihrer Mutter sie Anfang 2010 kurzerhand entführte. Sie habe damals von gemeinsamen Bekannten erfahren, dass der jüngere Sohn mit Psychopharmaka behandelt werde, berichteten italienische Medien.
„Sie ist entschlossener denn je“, sagt Laura Cossar, die Anwältin der Mutter nach der Festnahme. Das Gericht habe ihnen bereits recht gegeben, was die angebliche Entführung der Kinder angehe. Nun müsse bei dem zuständigen Gerichtshof noch der Haftbefehl angefochten werden, der eine Auslieferung der Frau an die deutschen Behörden vorsehe.
Die italienischen Medien stehen auf Seiten der Mutter. Tenor der Kampagne: Deutsche Behörden versuchten bei Trennungen, Kinder aus binationalen Ehen mit allen möglichen legalen, aber auch illegalen Tricks im Lande zu halten. „Il Giornale“ titelt „Mutter Courage verhaftet,“ der „Corriere della Sera“ schreibt „Eine Mutter gehört nicht ins Gefängnis“. mh
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